- 29 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
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Anzeichen für ein bestimmtes Produkt ("aprilfrisch" --> bestimmter Weichspüler), etc.. In der (Bühnen-)Musik finden sich solche kausalen Verknüpfungen beispielhaft in Form von Leitmotiven, aber auch musikalische Zitate werden gezielt zur Bedeutungskonstitution eingesetzt. [Z.B. unterlegt R. Strauss in seiner Oper "Die Frau ohne Schatten" der Liebesmelodie des Kaisers ein Motiv aus "Elektra", das dort ursprünglich mit dem Text "Kinder will ich haben" unterlegt ist. Da der Kaiser, falls seine Frau nicht innerhalb eines Jahres ein Kind zur Welt bringt, versteinert wird, erwächst dem Zitat durch die textliche Bedeutungsübertragung die Funktion eines psychologischen Kommentars.] Neben wörtlichen Zitaten können selbst Genre- oder Stilzitate indexikalischen Charakter besitzen, denn auch musikalische Gattungen und Stile vermögen es, auf Erfahrungen basierende, reichhaltige Assoziationen auszulösen. Einige weitere Aspekte zu Musik und Verwendungs-zusammenhang folgen in Kapitel 2.3.2.3.
Zumindest am Rande muß jedoch angemerkt werden, daß eine systematische Kategorisierung der musikalischen bedeutungserfüllten Zeichen häufig nicht möglich ist. In vielen Fällen sind z.B. rhetorische Figuren ebenso sehr Naturnachahmung wie auch konventionell festgelegte Symbole. Die Grenzen sind daher eher fließend.

Neben der Möglichkeit, mit Musik die außermusikalische Wirklichkeit abzubilden, ist auch versucht worden, differenzierte Empfindungen in der Musik auszudrücken (bzw. hervorzurufen). Nicht erst seit der Verdrängung des Nachahmungs- durch das Ausdrucksprinzip um 1750 (vgl. auch erneut mit Bühlers Organonmodell, S. 20) spricht man von Musik als einer "Sprache der Gefühle". Während es sich allerdings im Barock bei der Darstellung von Affekten noch um einen intellektuellen Vorgang handelt, bei dem die Mittel des Ausdrucks ebensosehr auf Übereinkunft wie auf Deskription beruhen (Bsp. Figurenlehre), geht es ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in erster Linie um die Repräsentation individueller, intuitiver Empfindungen. Sie können vom Hörer z.T. unmittelbar nach-vollzogen werden, da sich Gefühle

"[...] in typischen Verhaltensweisen, Aktionen, Gesten und stimmlichen Äußerungen

In der Sprache finden sich emotionale Qualitäten vor allem im Bereich der Prosodie (= u.a. Sprachtonfall). Wird diese in der Musik ikonisch nachgeahmt, können so indirekt ebenfalls Empfindungen abgebildet werden. Man denke z.B. an die Sprechmotivik Janaceks oder den "Dialog" zwischen "Samuel Goldenberg und Schmuyle" in Mussorgskijs "Bilder einer Ausstellung".

[manifestieren]. Diese

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