- 28 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
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Abb. 11: Die Codierungsarten (erweitert nach: Bierwisch 1978, S. 44)

Ein Ikon liegt vor, wenn zwischen Lautform und Bedeutung eine Ähnlichkeit besteht, also eine strukturelle Beziehung vorliegt. In der Sprache kennt man diesen Typ Zeichen von den lautmalenden Wortschöpfungen (Onomatopöie) wie "Kuckuck" oder "Bums". Auch in der Musik werden strukturell vermittelte Codierungsarten verwendet, die man in zwei Gruppen aufspalten kann:

a) Imitation

Die lautliche Form des Bezeichneten wird unmittelbar in die Musik übertragen. [Z.B. akustische Erscheinungen wie Tier-, insbesondere Vogelstimmen, Gewitter, Jagdrufe, etc.]

b) Deskription

Bei dieser Art der Tonmalerei wird optisch wahrnehmbare Bewegung, also etwa Vorgänge in der Natur oder szenische Handlungsabläufe in Tonbewegungen übertragen sowie Charakterzüge von Personen in Musik übersetzt. [So wird beispielsweise in den "Pièces de Clavecin" (1713) von F. Couperin die flatterhafte Bewegung von Schmetterlingen nachgezeichnet ("Les Papillions"), und in "Die Eilige" ("La Diligente") erscheinen unruhige Sechzehntelketten als Abbild hastiger Bewegung.]

Besteht zwischen Klanggestalt und Bedeutung dagegen ein kausaler Zusammenhang, so spricht man von indexikalischen Zeichen. Die kausale Verknüpfung kommt dabei durch das Eingebettetsein der Lautform in ei-nen bestimmten Verwendungszusammenhang zustande, der ihr so eine konkrete Bedeutung verleiht. Später kann die Klanggestalt die jeweilige Bedeutung dann auch assoziativ - ohne den ursprünglichen Kontext - vermitteln: beschleunigter Puls als Index für Fieber, eine werbefunktionale Wortneuschöpfung als


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