- 85 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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gestellt werden können? Diese Frage ist nun aber nach allem in unserm dritten Hauptteil Gesagten leicht zu beantworten, und zwar braucht nur an folgende Sachverhalte erinnert zu werden: Die Jugendbewegung einerseits hat zwar zunächst einmal in Gestalt des Volkstanzes und der frühen Musik Rhythmen und Tempi wiedererstehen lassen, die einer kleinen Zahl heutiger Menschen entsprechend sind, nicht aber dem Gros, und die es auch für letzteres aus den angegebenen Gründen nicht wieder werden können. Sie hat aber dadurch einmal den Weg freigemacht für eine veränderte Art der Bezogenheit der Ausführenden miteinander, der Hörer untereinander und dieser beiden Kategorien von Menschen zueinander. Und sie hat nicht minder den Zugang gebahnt zu einer neuen Verwendung der Körper selbst als künstlerischer Mittel zum Ausdruck des Empfindens miteinander verbundener Menschen. Der Impressionismus andererseits ist zwar einer seelischen und gesellschaftlichen Haltung entsprungen, die vergangen ist, aber auch er hat in unserm Zusammenhang seine Bedeutung. Denn er hat den Weg geebnet zu neuen Klangkombinationsmöglichkeiten, demnach auch zu solchen, die dem Seelenleben und dem Ohr einer nachimpressionistischen Zeit entsprechen, also auch derjenigen, in der wir leben. Schließlich verdanken zwar Kino und Radio gleichfalls, äußerlich betrachtet, andern Wünschen ihre Entstehung und Ausbreitung; sie enthalten aber eine Fülle von Möglichkeiten, Ausdrucksmittel des gesellschaftlichen Bezogenseins und des seelischen Empfindens der heutigen Menschen zu sein, und zwar vorzüglich in Verbindung mit den geschilderten Erbstücken jugendbewegter und impressionistischer Herkunft.


4. Wir müssen nämlich in der Tat jetzt einfach nur das Fazit ziehen, indem wir die verschiedenen Verknüpfungen der Elemente vornehmen, die wir einzeln herauspräpariert haben: der seelischen und gesellschaftlichen Haltungen und Bedürfnisse der heutigen Menschen einerseits und derjenigen Faktoren andererseits, die dabei als Ausdrucksmittel zur Verfügung stehen. Nur wenige Einschränkungen seien aber voraufgeschickt: Nicht näher behandelt, sondern nur des Vergleichs und der Vollständigkeit wegen genannt seien solche Kunstformen, die mit der Musik in keiner direkten Verbindung stehen, aber gleichfalls zu einem neuen Ausdruck veränderten Seins erwachsen können, wie Gestaltung der Maschinen, Fabrikgebäude und Siedlungen. Und daß innerhalb alles dessen neben der Architektur, nicht zuletzt auch der Plastik noch unbegrenzte Möglichkeiten offenstehen,


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