- 84 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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bezug auf die Relation zwischen erstens: Bund und Massenorganisation, zweitens Mitgliedern untereinander, drittens Herrschenden und Gehorchenden, viertens Mitglied und Bund, fünftens Mitglied und Massengebilde, sechstens Mitglied und Gesamtkomplex von Sachverhalten und Interessen, der durch Bünde und Massenverbände gegeben ist. Denn was diese letztere Beziehung anlangt, so rangiert dieser ganze ökonomisch-weltanschauliche Bereich in der Wichtigkeitsskala zwar meist weit hinter den Vergnügungen, oft aber vor den älteren Gemeinschaftsformen, wie Familie usw., sicher aber vor dem Beruf, der nicht mehr als solcher empfunden wird. Man kann dementsprechend in Beantwortung der ersten unter den fünf Fragen, die uns in diesem abschließenden vierten Hauptteil zu behandeln noch obliegt, sagen: Eine zahlenmäßig zunehmende Masse von Menschen des heutigen Großstadttypus weist eine mehr oder minder gleichförmige Art der Vergrupptheit und der seelischen Bezogenheit zu Gruppe und Gruppenmitgliedern auf, die jener Form des Vergesellschaftetseins entspricht. Und wir können uns nach dieser Feststellung der Erledigung der zweiten Spezialfrage innerhalb dieses ganzen Problemkomplexes zuwenden.


2.Wollen wir nun aber die Frage beantworten: Welche Kunstformen entsprechen diesen Sachverhalten?, so ist abermals etliches früher Angedeutete in die Erinnerung zurückzurufen: Der Mensch der geschilderten Art des Verbundenseins mit anderen und des dargelegten Gruppenbewußtseins ist gleichzeitig charakterisiert durch die Worte: Taylorismus, sexuelle Frühreife, Verlangen nach grellen Reizen, veränderte akustische Einstellung, Bedürfnis des Körpers, der in Kontor und Fabrik dauernd zu derselben Haltung und zu immer wiederholten gleichen Handgriffen gezwungen ist, nach Abwechslung in den Bewegungen, und zwar insbesondere nach Ausführung derartiger unter den letzteren, zu denen er während der Erwerbsarbeit keine Gelegenheit hat. Die größte Wahrscheinlichkeit, von ihm als der zutreffende Ausdruck seines Seins empfunden zu werden, hat also eine solche Kunst, die mindestens zweierlei miteinander verknüpft: Sie muß Symbol der geschilderten gesellschaftlichen Situation sein und dies unter Verwendung von Mitteln, die dem soeben skizzierten Charakter und Nervensystem des Großstadtmenschen zugänglich sind.


3.Wo aber, so hat man sich dann naturgemäß zu fragen, findet man Elemente, die in den Dienst der Verwirklichung solcher Forderung


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