- 83 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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ebenso wird es allen ergehen, die sich als Selbstzweck auffassen, oder auch ohne dies zu tun, wegen ihrer Art, wegen ihrer Ideologie oder wegen der Einstellung ihrer Mitglieder letzteren keine Möglichkeit gewähren, zu den entscheidenden Mächten der Gegenwart in Beziehung zu treten. Wo diese beiden letztgenannten Situationen aber nicht gegeben sind, da bleibt die Bedeutung des Bundes, als eines gesellschaftlichen Gebildes, bestehen, und zwar in zweifacher Hinsicht: Einmal für die Erziehung des Einzelnen. Nicht zuletzt hier werden nämlich diejenigen Kräfte aus ihm herausgeholt, die dann in die Massengebilde hineinprojiziert und des weiteren, gegebenenfalls durch die Vermittlung der letzteren, in den Kämpfen der großen Organisationen verwandt werden. Zum zweiten aber spielt der Bund auch noch eine Rolle bei der Entstehung von Ideologien. Gewiß haben letztere in unseren Tagen des ungeheuern Übergewichts der gesellschaftlichen und ökonomischen Machtgebilde nicht die gleiche geschichtsbestimmende Bedeutung wie in anders struktuierten Epochen. Aber immerhin, sie wirken doch noch. Denn auch jetzt gilt noch der Satz: Auf daß sozialer und kultureller Wandel eintritt, muß beides zueinander kommen, eine irgendwie vergruppte Menge, die als Trägerin der Programmforderung in Frage kommt, sowie die Idee selbst. Letztere hat aber, bevor sie zu derjenigen Schicht stößt, die ihre Trägerin zu sein in der Lage ist, ihre eigene Vorgeschichte. Diese hinwiederum rollt sich ab teils als Eigendialektik der Idee, die sich möglicherweise nur in ganz wenigen Köpfen abspielt, teils als Prozeß einer Umgestaltung zur programmatischen Forderung, und dieser Akt spielt sich nicht zuletzt in Bünden von der Art ab, wie wir sie verschiedentlich schilderten. Sie sind demnach in dieser zweifachen Hinsicht bedeutsam. Verknüpfen wir diese nunmehr gewonnene Einsicht mit den Erkenntnissen, die uns vorher zuteil wurden, als wir von der Bedeutung des Individuums und der Masse in der Gegenwart sprachen. Dann können wir zusammenfassend so sagen: In unserer Zeit wird Geschichte gestaltet durch das Miteinanderwirken von mindestens drei gesellschaftlichen Faktoren: Individuum, Bund und Massenorganisation. Gewiß, das Inhaltliche der programmatischen Forderung ist in den einzelnen Heerlagern verschieden, die jeweils nicht zuletzt aus diesen drei Faktoren zusammengesetzt sind. In Hinsicht aber auf die Struktur von mindestenS sechs Beziehungen, die sämtlich innerhalb ihrer eine Rolle spieen, sind sie sich dagegen alle mehr oder minder ähnlich, nämlich in


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