Gleichzeitig bleibt aber die Bedeutung des leitenden Individuums bestehen, und zwar in Fortführung jener Linie, die von der italienischen Renaissance aus und durch den Liberalismus hindurchgeht. Und dies schon aus dem Grunde, weil die neuen Kollektivitäten ja Zusammenballungen, nicht aber kirchenähnliche Gebilde sind. Gewiß fordern sie aus praktischen Gründen des äußeren Erfolgs, Disziplin den Instanzen gegenüber zu beobachten, die augenblicklich gerade innerhalb ihrer zu bestimmen haben. Mehr können sie aber auf die Dauer nie erreichen. Sie sind nämlich nicht in der Lage, sich als metaphysische Realitäten auszugeben, oder wenn sie, auch ohne solche Ausdrücke zu verwenden, es zu tun versuchen, so finden sie damit keine Gefolgschaft. Es bleibt also trotz allem neuen Kollektivismus das Individuum, das nicht durch Dogmen gebunden ist, in Fortführung der Linie Renaissance—Aufklärung—Liberalismus bestehen. Die Form seiner Auswirkung wird aber eine andere. Denn es kann nur dadurch Erfolg gewinnen, daß es gewissermaßen durch derartige Massengebilde hindurchgeht, innerhalb ihrer eine Führerstellung erringt und dadurch lebensgestaltende Bedeutung erhält. Letzteres mag nun je nach der Lage der Dinge nur für einen Teil der fraglichen Gruppenangehörigen gelten oder aber für sie alle, oder schließlich darüber hinaus auch für solche Menschen, die außerhalb dieser Gruppen stehen und mit deren Angehörigen nur dies eine gemeinsam haben, daß sie zu einem noch umfassenderen Kollektivum gehören, beispielsweise zu demselben Staat. Jedenfalls handelt es sich aber um die Beziehung zwischen Individuum und Massenorganisation. Hiermit ist aber nicht gesagt, daß nicht auch noch andere Gebilde weiterhin eine ausschlaggebende Funktion ausüben werden. In diesem Zusammenhange sei zunächst an alles das erinnert, was oben über die Jugendbewegung berichtet wurde. Nicht als ob ihren Gruppen als solchen irgendwie eine gesellschaftsbestimmende Bedeutung größeren Ausmaßes zuzusprechen wäre. Der entscheidende Punkt ist vielmehr ein anderer. Denn nicht etwa nur auf die Verknüpftheit speziell dieser Altersklassen kommt es an, sondern überhaupt auf jene Seinsart, die wir Bund nennen. Und wenn wir jenes Beispiel hier erneut erwähnen, so aus diesem Grunde: Die Bezogenheitsform nämlich, die jetzt zur Erörterung steht, hat in jenen Wandervogelhorden und in den Gebilden, die ihnen zeitlich nachgefolgt sind, eine besonders deutlich erkennbare Ausprägung erhalten. Gewiß, jene romantischen Gruppen haben ihre Bedeutung verloren, und