- 423 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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gewissen Grade außerhalb der industriellen Kombination steht und in steigendem Maße dem Einfluß staatlicher Stellen unterliegt. Aber an der gekennzeichneten Tendenz eines Zusammenschlusses aller dabei in Frage kommenden Industriezweige kann sich auch für Deutschland nichts ändern. So muß man sich vor allen Dingen darauf gefaßt machen, daß der Rundfunk ein neues, höchst wichtiges Gebiet seiner Wirksamkeit im stummen und vor allem im Tonfilm finden wird, wodurch sich zweifellos das Gesamtbild dieser Produktion wesentlich ändern könnte. Denn in dem Moment, wo dafür ein neuer Abnehmer von einer derart großen finanziellen Macht auftritt, ist mit der äußeren Situation ein wesentliches Moment der Gesamthaltung verändert: so wie es beim Film und bei allen solchen technisierten Industriezweigen auch sonst der Fall ist, wird der Käufer naturgemäß mit der Zeit selbst einen Einfluß auf die Produktion geltend machen und diese möglicherweise eines Tages in irgendeiner Form den eigenen Direktiven einordnen. Das führt uns zu den organisatorischen Folgen, die sich in der zweiten Etappe der Technisierung, derjenigen der Zusammenfassung der einzelnen Industrien, ergeben. Man wird sich hierbei eines Tages einem riesigen Gesamtkonzern gegenübersehen, der Rundfunk, Schallplatte und Tonfilm gleichermaßen umfaßt. Eine wirtschaftliche Folge des natürlich für die breitesten Massen berechneten Charakters der von dort ausgehenden Darbietungen wird sein, daß von allen den dabei erfaßten Kreisen die Geldmittel an die betreffenden Stellen zusammenfließen, so daß dieser Gesamtkonzern eine völlig unerreichbare Machtstellung gegenüber sämtlichen sonst in Betracht kommenden Einzelunternehmungen haben muß.


Das gilt ganz gewiß auch für das Gebiet der Musik, wobei hier in erster Linie das Konzertleben in Betracht zu ziehen ist. Dieses existiert eigentlich wirtschaftlich nur noch durch zwei Momente selbständig: erstens durch die überragenden Erfolge einzelner Stars und zweitens, wenigstens soweit die deutschen Verhältnisse in Betracht kommen, durch die Unterstützung aus öffentlichen Mitteln, die den Orchestern und Chören gewährt wird. Wenn diese wegfallen würden, und es muß ja sehr zweifelhaft sein, ob es möglich und sinnvoll ist, sie dauernd in der jetzigen Form weiter zu gewähren — so wäre damit dem gesamten Konzertbetrieb die Basis entzogen. Das gleiche gilt auch für die Oper. Hier sind wir allerdings erst im allerersten Anfang jener Entwicklungsetappe, in der die technisierte Darbietung einen Einfluß auf


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