- 422 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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Tendenz, sich zu einem einzigen zu vertrusten. Den gleichen Vorgang der Rationalisierung kann man beim Rundfunk verfolgen. Denken wir an die Verhältnisse in Deutschland oder England: so ist es wiederum eine an die Stelle vieler Einzelunternehmungen tretende Gesamtorganisation, die alle Entscheidungen letzten Endes bestimmt. Dieser soziologisch bedeutsame Vorgang ist gegenwärtig in sämtlichen in Betracht kommenden Teilgebieten deutlich erkennbar. Betrachten wir den Film, so bedeutet ja allein die Filmherstellung als solche ebenfalls eine zentralisierte Auswirkung, bei der von einer Stelle aus ein riesiges Gebiet, ideell die ganze Welt, in einer bestimmten Weise mit Darbietungen versorgt wird. Aber auch dabei erfolgt fortwährend eine Kraftwirkung im Sinne der Ausmerzung aller überflüssigen Einzelkräfte und eines über die ganze Welt gehenden Zusammenschlusses. So sieht man, daß etwa die zersplitterte deutsche Filmindustrie annähernd zusammengebrochen ist, um einer großzügig organisierten, in unmittelbarer Verbindung mit den ausländischen Konzernen ausgebildeten Tonfilmproduktion Platz zu machen. Dieser Vorgang entspricht immer noch dem technischen Unterbau in der Etappe der Ausbildung der Einzeltechniken.


Gerade die Ereignisse der letzten Zeit, besonders die wirtschaftspolitischen, lassen erkennen, wie sich die Technisierung in der nächsten Etappe des Zusammenschlusses auswirken wird. Der technische Vorgang wird seine unmittelbare Folge in der industriellen Welt finden. Schon jetzt bestehen, besonders in Amerika, deutlich genug Tendenzen, die Einzelindustrien, um die es sich dabei handelt, erstens zu einer einheitlichen Gruppe zusammenzuschließen, und zweitens die sonst vorhandenen Wirtschaftszweige, die auf künstlerische Produktion Einfluß haben, davon in Abhängigkeit zu bringen. Als ein Beispiel dafür möchte ich auf die enge Verbindung der führenden amerikanischen Tonfilmfirma Warner Brothers mit einem Elektrotrust (General Electric und Westinghouse), der führenden Radiogesellschaft und einem Schallplattenkonzern hinweisen. Diese Gruppe hat bereits eine beträchtliche Anzahl großer amerikanischer Musikverlage in Abhängigkeit von sich gebracht, was vor allem darin begründet ist, daß der Tonfilm heute das wichtigste Propagandamittel für das musikalische Hauptgeschäft des Schlagers darstellt.


Es scheint allerdings, daß die Dinge in Deutschland schon deswegen nicht ganz so verlaufen werden, weil ja der Rundfunk bis zu einem


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