- 417 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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Beengtheit zu nehmen. Es wird gearbeitet an der Durchbildung des plastischen Filmes und außerdem an einer wesentlichen Vergrößerung der Bildfläche, wie dies zum Beispiel in Amerika bei dem sogenannten Grandeur-Film erfolgt.


Und wohin will das alles nun eigentlich? Offensichtlich zu dem gleichen Ziel, dem die Technik der Klangreproduktion zustrebt: nämlich dem einer vollständig naturgetreuen Wiedergabe — ein Vorgang, der an sich mit künstlerischen Fragestellungen überhaupt nicht das mindeste zu tun hat und also auch von dieser Seite her nicht positiv oder negativ gewertet werden kann. Es ist schon heute deutlich, daß man sich auch mit dem Erreichten nach dem Gelingen einer farbigen. plastischen und klanggetreuen Reproduktion dann nicht mehr begnügen wird, sondern weitergehen muß. Schon jetzt tritt deutlich als Aufgabe hervor: sich darüber hinaus überhaupt von den Begrenzungen freizumachen, die sich durch die relativ unvollkommene Projektion, auf eine Fläche ergeben. Die Illusion dabei wird immer relativ unzulänglich bleiben müssen; es beschäftigen sich bereits heute Techniker, vor allem, wie es scheint, in dem technisch-phantasievollen Amerika, mit der Frage, wie an Stelle dieser Fläche ein anderes Medium treten kann, durch das die sonst immer vorhandenen Mängel beseitigt werden. Sehr wahrscheinlich wird dies eines Tages dadurch geschehen, daß man die Luft selbst dazu verwendet. Noch immer bleibt dann der Mangel, daß die sichtbaren Vorgänge flach erscheinen; es werden deshalb Vorschläge gemacht, um ein illusionäres Bild mit allen Kennzeichen der Wirklichkeit, ausgenommen der Stofflichkeit, derart durch verschiedene Projektionsmittel zusammenzusetzen, daß die betreffenden Gebilde nicht nur plastisch wirken, sondern mit einer dritten Dimension im Raume erscheinen. Man hat sich das Filmbild der Zukunft so vorzustellen: die Projektoren, die auf verschiedenen Seiten aufgestellt sind, werden das lebendige Bild so in den Raum werfen, daß man es dabei von allen Seiten betrachten kann. Man wird also um dieses Illusionsbild herumgehen können wie um eine tatsächlich vorhandene Plastik, bei der man naturgemäß von der Seite eben den Seitenanblick hat und von hinten tatsächlich den hinteren Teil betrachtet. Wenn man jetzt im Kino versucht, sich dem Bilde zu nähern, so verschwindet dabei immer deutlicher die Illusion, und man erkennt, daß man eine flache Leinwand vor sich hat. Das künftige Filmbild wird hingegen die Gestalten und Vorgänge selbst wiedergeben, so daß man um sie


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