- 416 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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Es ist klar, daß dabei die gegenwärtig technisch gegebenen Mittel teilweise ihren Charakter ändern werden. Wir verbinden zum Beispiel noch heute mit dem Begriff der Schallplatte die Vorstellung eines relativ schweren und zerbrechlichen Gegenstandes, auf dem Musikstücke in Teilen unzulänglich aufgezeichnet sind. Und es fällt uns nun schwer, wenn wir über die Probleme dieser Dinge nachdenken, uns von diesen gewohnten Vorstellungen zu befreien. Die zukünftige technische Entwicklung wird zweifellos sehr bald diese Form der Musikwiedergabe überholen; schon jetzt hat man bekanntlich ein anderes Material für die Einzeichnung der Rillen gefunden, das den Vorteil des leichten Gewichtes und der Unzerbrechlichkeit hat. Auch die Erfindung, die uns befähigt, die Spieldauer der Platten um ein Mehrfaches zu steigern, ist bereits gemacht; sie liegt vor in der sogenannten Edison-Platte, die vor einigen Jahren auch in Deutschland zu hören war. Eine nach diesem Verfahren hergestellte Platte spielt bei gleicher Größe, wie sonst üblich, zwanzig Minuten lang. Offensichtlich sind das alles nur Andeutungen der zukünftigen technischen Gestaltung. Es wird ein Medium der Aufzeichnung gefunden werden, das die jetzigen Begrenzungen und Unbequemlichkeiten aufhebt; und man wird dann eine Schallaufnahme so abrollen lassen können, daß die jetzt vorhandenen Hinderungen und Schwierigkeiten fortfallen. Man braucht nur an die Aufzeichnung klanglicher Vorgänge auf Tonfilmen oder auf dem Stille-Draht zu denken, wo ja etwas Ähnliches bereits, wenn auch in technisch weit komplizierterer Weise als auf der Schallplatte, verwirklicht ist.


Wenn man hierbei mit Möglichkeiten operieren muß, die uns immerhin einigermaßen geläufig sind, so zeigt ein Blick in die Zukunftsentwicklung des Films viel erstaunlichere Überraschungen. Auch hier muß man lernen, die Probleme und Tatsachen, die augenblicklich gegeben sind, nur als Anfang zu betrachten. Die Technik beschäftigt sich gegenwärtig damit, die Wiedergabe optischer Vorgänge derart zu vervollkommnen, daß dabei Farbe und Ton naturgetreu reproduzierbar werden. Auch hier müssen wir selbstverständlich mit denselben Argumenten vorgehen, wie eben: Es gibt nicht den mindesten Grund zu der Annahme, daß eine solche Aufgabe ungelöst bleiben muß. Sicherlich wird es aber über den farbigen Tonfilm noch weit hinausgehen. Die nächste Aufgabe, die dahinter steht und jetzt in Angriff genommen wird, ist die, dem Bild seine Flächenhaftigkeit und seine räumliche


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