- 412 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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einer früheren Tatsachenreihe gibt, sondern vielmehr nur die Möglichkeit, ihn als Stufe einer zukünftigen Weiterbildung zu begreifen, so ist es mit allen andern Phänomenen dieses Gebietes auch. Der Entschluß, den Blick in die Zukunft zu lenken, wird noch durch andere Gründe gehindert. Man hat Angst davor, hierbei den Boden unter den Füßen zu verlieren und in vage Spekulationen zu geraten, die nur einen Vergnügungswert der Phantasie haben. Dieses Bedenken ist natürlich bis zu einem gewissen Grade verständlich. In der Tat können rein utopische Ausmalungen, soweit sie nicht durch bestimmte Erkenntnisse fundiert sind, schwerlich die Basis zu Feststellungen liefern, welche auf diese Zeit bezüglich sind. Wohl aber kann man versuchen, mit einer möglichst vollkommenen Präzision die gegenwärtig gegebenen Entwicklungstendenzen zu fixieren und sie in die Zukunft hinein zu verlängern, wobei alles Unbestimmte und utopisch Märchenhafte unbedingt ausgeschieden werden soll. Derartige Überlegungen werden dann der Teil sein einer Wissenschaft der Zukunft, die bestimmt zu den großen Aufgaben dieser Zeit gehört. Daß sie im Begriff ist, sich zu bilden, zeigen die überall vorhandenen Bestrebungen, in exakter Weise Voraussagungen für die zukünftige Entwicklung zu treffen, angefangen von den meteorologischen Aussagen, die aus den heute erkennbaren Daten das Wetter für eine mehr oder minder lange Frist vorauszubestimmen suchen, bis zu der Betrachtung menschlicher Gesamtentwicklung, wie sie in der marxistischen oder in der Spenglerschen Geschichts-Auffassung niedergelegt ist.


Wenn man sich so mit einem Höchstmaß von Genauigkeit ein Bild der technischen Zukunftsentwicklung gemacht hat, so wird man imstande sein, die heute gegebenen Erscheinungen als Phase auf diesem Wege zu betrachten, und sie somit nicht als Konsequenz des Gestern, sondern als Stufe zu dem Morgen anschauen. Auf diese Weise wird es vielleicht am ehesten gelingen, die Frage, die heute alle Nachdenklichen bewegt: wohin führt der Weg, wohin zielt das alles? einigermaßen genau zu beantworten und damit auch einen festen Standpunkt gegenüber den im Augenblick erkennbaren Kraftwirkungen zu gewinnen.


Man wird dann sehen, daß es keine Erscheinung aus dem ganzen in Frage kommenden Gebiet gibt, deren Eigenart nicht durch solche Betrachtungsweise verdeutlicht wird. Ganz gleich, ob es sich um rein ästhetische Fragestellungen handelt, oder ob man sich die Auswirkungen


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