- 355 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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Arbeit nicht das wirtschaftlichste sein kann, ist klar; und ebenso klar, daß es vorteilhafter wäre, wenn die Peripherie des Filmgeschäftes, die Gesamtheit der Theater, vom Zentrum, der Produktion, einheitlich mit Musik versorgt würde. Der Schlüssel, nach dem Lasten und Gewinne zu verteilen sind, findet sich allemal, wenn er gesucht wird; von der Verbilligung des Musikwesens würden alle Beteiligten profitieren.


Organisation der Filmmusik, vielleicht ließe sie sich nur als Zwangsorganisation ganz verwirklichen. Wobei aber an “Zwang“ um so weniger zu denken ist, je stärker die Zwangsläufigkeit einer notwendigen Entwicklung sich gegen die Widerstände der Gewohnheit und der Indolenz behauptet. Das Schwierigste würde der Anfang sein, aber das ist sein gutes Recht. Wo also und wie beginnen? Wird einmal in die Kreise der Theaterleiter die Einsicht dringen, daß ihre Musikmethoden, in denen noch die Praxis der ersten Kinos sich fortsetzt, so unkünstlerisch wie unökonomisch - daß sie veraltet sind und durch zeitgemäßere, rationellere ersetzt werden müssen? Oder sollen wir von der Produktion einen entscheidenden Vorstoß erwarten? Fürs erste würde wohl weder die Produktion vom Theater noch dieses von jener sich “zwingen“ lassen: weder die Produktion, Musik zu liefern, noch das Theater, sie abzunehmen. Noch ein anderes aber scheint möglich: ein Konzern, in dem Produktion und Reproduktion zusammengefaßt sind, nämlich, der in eignen Häusern eigne Filme laufen läßt, entschließt sich, in seinem Bereich den Komplex Musik neu aufzubauen; so würde ein Beispiel geschaffen und vielleicht der Kern einer künftigen, die deutsche Filmwelt umspannenden und durchdringenden Musikorganisation.—


All diese Betrachtungen scheinen gegenstandslos und unzeitgemäß geworden - möglicherweise sind sie's nicht - in dem Augenblick, da der Tonfilm auf der Bildfläche erscheint (das Wort “Bildfläche” wörtlich und bildlich verstanden). Drei Grundforderungen, um es zu wiederholen, müßten erfüllt werden, und wir hätten aus Film und Musik die neue Kunstgattung “Musikfilm” - eine neue Kunstgattung in der Tat, und doch nichts anderes als die Realisierung dessen, was der Filmwelt längst als Ziel vorschwebt, sie weiß es nur nicht — drei Forderungen: die Musik müßte erstens im Stadium der Filmproduktion entstehen, also ihre Beschaffung, oder sagen wir denn: Schaffung, aus dem Kompetenzbereich des Theaters in jenen der Produktion


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