- 268 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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schaffen. Hier stehen wir im Zentrum des pädagogischen Problems. Der ureigene Widerspruch des Rundfunks muß überwunden werden: eine Arbeit in den Raum hineinzustellen, ohne jede Resonanz, ohne zu wissen, wem sie etwas gibt und wer sie ablehnt, wo sie als bloßer Wissensstoff genommen wird und wo sie fähig ist, auch in dem entfernten Hörer lebendige und schöpferische Kräfte zu entfalten. Stand zunächst das musikpädagogische Problem selbst, dann der Stoff, schließlich die Form der Arbeit im Mittelpunkt unserer Fragestellung, so ist es nun noch nötig, den Hörer selbst in diesen Mittelpunkt zu rücken. Erst dadurch entsteht allen diesen Fragen die Antwort, schließen sie sich zum Kreise.


VII


Wir sprechen in den Raum hinein. Unsern Fragen kommt keine Antwort. Wir wissen nicht, wer unsere Worte auffängt, wie sie aufgenommen werden, wie viele und was für Menschen willens sind, unserm Arbeitskreise beizutreten. Einige verstreute Anfragen oder Zuschriften laufen ein; sie sind für eine Erfassung des Gesamtbildes bedeutungslos. Eine erste Aufgabe wird gestellt; die eingelaufenen Lösungen sind überraschend spärlich. Man zweifelt an der Möglichkeit, irgendein Licht in dieses Dunkel zu bringen.


Aber allmählich löst sich der Bann. Die Zuschriften mehren sich. Sachliche Fragen werden gestellt. Die Zahl der eingesandten Lösungen steigert sich. Ein kleiner Stamm derjenigen Hörer schält sich heraus, die mit der Arbeit bereits einen festen Zusammenhang gefunden haben. Sie sind der erste sichtbare Kreis, der sich zu einer Art von Arbeitsgemeinschaft zusammenschließt. Meist sind es Menschen, die nur inneres Bedürfnis zur Musik führt, die, oft in kleinen Städten lebend, von allen Anregungen abgeschnitten sind und für die der Rundfunk der einzige Träger geistigen Lebens ist. Hier entspinnt sich oft ein Briefwechsel von erheblichem Ausmaß.


Wenn wir versuchen, vorsichtig weiter zu gliedern, so erscheint neben diesem ersten Kreise mehr innerlich mit der Arbeit verbundener Menschen ein zweiter, bei dem die Brücken von außen her geschlagen werden. Es sind (in selteneren Fällen) Musiker, die eine Vertiefung ihrer Bildung suchen, in überragender Anzahl Lehrer, wieder oft auf dem


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