- 264 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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Abwechslung fordert, entgegen. Ein Ausweg ergibt sich dadurch, das Thema äußerlich zu wechseln, also Kurse mit verschiedenen Überschriften zu veranstalten, hinter denen aber doch eine innere Einheit steht. Ähnliche Gesichtspunkte gelten für die Person des Lehrers. Bei einem Gebiet, das sich noch in seinen ersten Entwicklungsphasen befindet und dessen methodische Voraussetzungen sich eben zum ersten Male zu klären beginnen, hängt natürlich alles von der Persönlichkeit ab. Es ist aber durchaus nicht notwendig, daß etwa eine Folge mehrerer Kurse in einer Hand liegt, wenn sie nur von einem Standpunkt aus unternommen wird. Klärung des Standpunkts müßte hier stärker noch als an andern Stellen das Ergebnis einer Arbeitsgemeinschaft der Lehrer sein.


Wichtiger noch ist die Frage nach der Form, in der die Arbeit selbst dem Hörer nahegebracht wird. Der bloße Vortrag ist hierfür wenig geeignet. Man könnte auch in diesem Zusammenhang an das Gespräch zwischen Lehrer und Schüler denken, wenn nicht diese Form vor dem Mikrophon überhaupt etwas gefährlich wäre. Die beste Form ist nach unsern Erfahrungen eine eigene kleine Arbeitsgemeinschaft vor dem Mikrophon, deren Führer der Kursleiter ist.


Die Zusammensetzung einer solchen Arbeitsgemeinschaft ist für den Verlauf des Kurses von ausschlaggebender Bedeutung. Denn die Teilnehmer sind gewissermaßen die persönlichen Vertreter der Hörer und müssen vor dem Mikrophon das sagen, was der durchschnittliche Hörer vielleicht selbst sagen würde. Es dürfen also nicht nur “Wissende” im Senderaum sitzen, die auf die Fragen des Kursleiters mit Sicherheit richtig antworten, auch wenn Frage und Antwort in Wirklichkeit unvorbereitet sind.


Hier stehen wir am wichtigsten Punkte, vielleicht sogar im Zentrum unserer Fragestellung, die an dieser Stelle wesentlich psychologischer Art ist. Die Unterhaltung vor dem Mikrophon muß unvorbereitet und lebendig, mit allen Zufälligkeiten einer Unterrichtsstunde oder einer persönlichen Arbeitsgemeinschaft durchgeführt werden. In dem Augenblick, in dem der Hörer merkt, daß ihm hier ein einstudiertes Spiel vorgesetzt wird, ist der Sinn des ganzen Gedankens zerstört. Ein langsames Herantasten, ein immer erneutes Suchen ist der natürliche Weg. Jede falsche Antwort ist eine Bindung an den Hörer, jede allzu glatte richtige Antwort eine Gefahr. Wenn gelegentlich einmal die Situation eintritt, daß der Hörer mehr zu wissen glaubt als die


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