- 259 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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zu bilden und die kleine Melodie etwa in folgender Form durchzubauen:



Auch hier wurde die Grundlage mit einiger Ausführlichkeit dargestellt, weil die Festlegung des Ausgangspunktes unter allen methodischen Forderungen die wichtigste ist. Man kann aber, ebenso wie beim Volkslied, sagen, daß wir hier eine Basis haben, auf der jeder mitmachen kann, der überhaupt etwas mit Musik zu tun haben möchte. Die Grenzen sind auch durchaus nicht zu eng, wie dies vielleicht zuerst scheint, sondern die Arbeit kann über einen verhältnismäßig großen Zeitraum fortgeführt werden. Ganz neue Ausblicke eröffnen sich, wenn nun die Form wieder einbezogen wird und die Melodien unter den Gesichtspunkten symmetrischer und nichtsymmetrischer, zweiteiliger oder dreiteiliger Gliederung angelegt werden.


Wie weit nach Klärung dieser Voraussetzungen nun auch die Harmonik einbezogen werden kann, hängt wohl wieder von der jeweiligen Situation ab. Schwer dürfte es nicht sein, aus der Lage und Ordnung der Melodie die Beziehungen auf die zugrunde liegenden harmonischen Vorgänge abzuleiten und diese in den Aufbau der Arbeit einzubeziehen.


Weiter brauchen wir in diesem Zusammenhang wohl kaum zu gehen. Eine natürliche Fortsetzung wird sich dadurch ergeben, daß analytische und synthetische Arbeit, die aus methodischen Gründen hier scharf getrennt wurde, in der Praxis zusammenwachsen. Wenn etwa in den Volkslieduntersuchungen der Formbegriff der Periode, die Beziehungen zwischen Vorder- und Nachsatz im Mittelpunkte stehen, so wird vielleicht der Gang der Arbeit an dieser Stelle unterbrochen; den Hörern wird ein Vordersatz gegeben, zu dem sie selbständige Nachsätze in möglichst verschiedener Art bilden. Eine solche Verbindung zwischen den beiden Fragestellungen läßt sich überall herstellen.


Ein anderer Ausgangspunkt für die aktive musikalische Arbeit ist die Sprache. Die Grundlagen von Melodie und Rhythmus aus dem gesprochenen Wort abzuleiten, ist zwar leichter als der vorher angedeutete Weg, aber auch gefährlicher. Hier ergibt sich aus dem Wort das Motiv, aus dem Satz die musikalische Periode. Texte von Singzeilen und kleinen Liedern schärfen das Gefühl für melodische Logik und für die Zusammenhänge der Form. Als Abschluß der


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