- 255 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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Natürlich ist das Volkslied nur Ausgangspunkt. Der Weg von ihm aus geht nach mehreren Richtungen weiter, deren Wahl von den persönlichen Zielen des Kursleiters, der Anteilnahme der Hörer und der jeweiligen Situation abhängt. Einer dieser Wege führt auf das Kunstlied und kommt etwa über das Lied des 18. Jahrhunderts zu Schubert und den größeren Formen der Vokalmusik. Ein zweiter Weg gewinnt, ebenfalls vom 18. Jahrhundert aus, die Instrumentalmusik, wohl am besten über die Suite und gelangt von hier aus zu den größeren zyklischen Formen, zur Sonate, Symphonie und Kammermusik. Ein dritter Weg stellt das Volkslied des 15. und 16. Jahrhunderts gegen das neuere und erarbeitet von dort aus die Grundlagen der Polyphonie und den Anschluß an die ältere Musik.


Es steht hier natürlich nicht der Aufbau solcher Arbeitsgemeinschaften zur Diskussion. Ich glaubte nur, etwas ausführlicher auf diese Anfänge eingehen zu müssen, um die Ansatzstelle einer Arbeit zu klären, die sich heute noch in ihren ersten Entwicklungsstadien befindet und deren Festigung zu den wichtigsten Forderungen einer Musikpädagogik im Rundfunk gehört.


Für eine weitere Gliederung des Stoffes sollen hier keine Vorschläge gemacht werden. Kommen wir zu den größeren Formen, besonders zur Sonate und Symphonie, so ergibt sich eine äußere Schwierigkeit daraus, daß die Durchführung jeder einigermaßen fruchtbaren Analyse an der meist geringen zur Verfügung stehenden Zeit scheitert. Ich habe diesen Widerspruch immer wieder durch Themenanalyse zu überwinden versucht. Im Mittelpunkt einer Arbeitsstunde stand lediglich das Thema einer Sonate oder Symphonie, das innerhalb der zeitlichen Grenzen umspannt werden konnte. Die Betrachtung steigerte sich ganz von selbst allmählich auch auf die Entwicklung des Themas, die Gegenthematik, also im Grunde auf das ganze Werk, ohne zu dessen Umspannung verpflichtet zu sein. Gerade an einer solchen Stelle ergeben sich wiederum spezifische Werte der Rundfunkarbeit. Nicht nur der geringe Zeitumfang setzt der durchgeführten Analyse eines Sonatensatzes Grenzen, sondern auch die Einstellung und das Bedürfnis des Hörers, der nicht gewillt ist, sich mit einer solchen Ausführlichkeit mit dem Kunstwerk auseinanderzusetzen.


Je weiter die Arbeit vorgeschritten ist, um so mehr wird sich die Form ihrer Durchführung verändern. Die Reihe der Erfahrungen, an die wir anknüpfen können, vergrößert sich ständig. Neue


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