- 247 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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Musikpädagogik völlig unzugänglich wären und auf die ständig und produktiv einzuwirken, eine volkserzieherische Aufgabe von größter Tragweite ist.


Allmählich tritt in dem Verhältnis von Musik und gesprochenem Wort eine Gewichtsverschiebung ein. Aus der Einführung wird der Vortrag, aus dem Konzertstück das Beispiel. Nun ist die Idee stärker als die künstlerische Darbietung, der pädagogische Gesichtspunkt dominiert. Grundlage ist auch hier die stoffliche Einheit des Programms. Dieses wird von einem Grundgedanken beherrscht; die einzelnen Teile bilden eine historische Folge oder einen stofflichen Zusammenhang. Form, Stilgeschichte, Folkloristik, das künstlerische Gesamtbild eines Musikers geben die Zusammenhänge.


Ausdruck einer musikpädagogischen Einstellung wird dabei meist die Analyse des Kunstwerks sein. Rein historische Feststellungen sind bei der breiten Auswirkung des Rundfunks unwichtig und verdichten sich zu vergleichenden Stiluntersuchungen. Die Analyse selbst aber darf nicht im Fachlichen und Handwerklichen steckenbleiben, ebensowenig wie sie sich an allgemeine, tönende Worte verlieren darf. Hier liegt ein Problem, das zwar nicht aus der Struktur des Rundfunks selbst erwächst, aber im Zusammenhang mit ihm wesentlich an Bedeutung gewinnt. Ihr Ziel muß sein, den Hörer ins Schwingen zu bringen, ihn auf Grund klarer Erkenntnisse zu einem gesteigerten Erlebnis des Kunstwerks zu verhelfen. Das einheitliche Programm erleichtert dies. Es erlaubt, Werke der gleichen Art unmittelbar gegeneinander zu stellen, an eben Gehörtes anzuknüpfen, das eine Werk am andern zu messen, das Erlebnis des einen durch das des andern mittragen zu lassen. Gerade für die hier vorliegenden Aufgaben erscheint die vergleichende Analyse methodisch als der beste Weg.


Auch derartige Einführungen sind meist zyklische Veranstaltungen, besonders da dem Einzelprogramm enge zeitliche Grenzen gesetzt sind. Für den Hörer ist diese Tatsache des Zyklus ungemein wichtig. Steht er dem ganzen Gedanken überhaupt bereits so nahe, daß es ihm ein Bedürfnis ist, an der zyklischen Folge teilzunehmen, so entsteht bei ihm eine innere Verbindung der Eindrücke über Tage und Wochen hinweg, wesentliches Gegengewicht gegen das bunte Durcheinander der Rundfunkmusik im allgemeinen. Ordnung und Klärung der einzelnen künstlerischen Erlebnisse aber ist das wichtigste Fundament dessen, was wir musikalisch nennen.


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