- 167 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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übertragen ist. Die Streicher klingen wie Holzbläser, und manche Instrumente, wie die Kontrabässe und Pauken, fallen meist überhaupt aus. Die menschliche Stimme, an sich neben den Holzbläsern im Funk am erträglichsten, verändert sich beständig nach der Stellung des Sängers zum Mikrophon. Daß alle diese Mängel sehr bald behoben sein werden, ist nicht anzunehmen. Denn sonst würde die Industrie sich nicht bemühen, gegen entsprechende Honorare Kompositionen zu erlangen, die eigens für die Mängel des Funks geschrieben sind. Die Verbreitung einer Komposition durch den Rundfunk dürfte also unter den heutigen Verhältnissen immer eine Entstellung bedeuten, die dem Urheber ohne seine Einwilligung nicht zugemutet werden kann.


Die Fragen nach dem Recht am Tonfilm sind noch so wenig geklärt, daß hier nur der Kern des Problems angedeutet werden kann. Zunächst ist beim Tonfilm wie beim Film überhaupt sehr schwer zu entscheiden, wer Urheber ist, das heißt welcher von den an der Urheberschaft beteiligten Personen ein Urheberrecht zusteht. Fagg 1) beantwortet die Frage dahin, “daß der Film eine künstlerische Gemeinschöpfung ist, dergestalt, daß regelmäßig eine Reihe von Personen mit bestimmt begrenzten Aufgabenkreisen zusammenwirken, um das Gesamtkunstwerk zu schaffen.“ Das verführt, wie es scheint, die Praxis dazu, das Urheberrecht einfach dem Unternehmer (!) zuzuweisen. Friedemann, der Faggs Studie bespricht, weist dieses vereinfachte Verfahren mit Recht zurück 2): “Die immer mehr an Boden gewinnende Lehre Goldbaums, daß das Urheberrecht am Film von vornherein allein und ausschließlich dem Filmfabrikanten (!) zustehe, läßt sich mit dem geltenden deutschen Recht nicht in Einklang bringen.“ Beim Tonfilm im besonderen wird Musik bei der Aufnahme von Schall zu Licht, bei der Wiedergabe wiederum von Licht zu Schall verwandelt. Ist das nun “Aufführung eines Werkes der Tonkunst” nach Art.11  oder “Wiedergabe durch die Kinematographie“ nach Art.14 B.Ü.? Die endgültige Beantwortung dieser Frage wird erst möglich sein, wenn die technische Entwicklung abgeschlossen ist. Ob diese Entwicklung einmal kulturell bedeutsame Ergebnisse bringen wird, darf bezweifelt werden, da es kaum gelingen wird, das hoffnungslose Niveau, auf das die Filmproduktion im allgemeinen (von den seltenen Aufnahmen

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1) Arch.f.Urh., Bd. I, S.344ff.

2) A.a.O. S. 345


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