- 136 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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berührte abwechselnd die beiden Glocken mit solcher Schnelligkeit, daß daraus nur ein Ton resultierte”. Über viele interessante Einzelheiten unterrichtet noch de la Borde, wie z.B. der Spieler zunächst immer einen elektrischen Schlag bekam, oder wie man im Dunkeln durch die sprühenden Funken den Eindruck eines Farb- und Tonklaviers hatte. Wir besitzen durch Forkel einen zeitgenössischen Bericht über de la Bordes Instrument, der, obwohl er viel aus dem Buch de la Bordes schöpft, verdient, hier angeführt zu werden. Dort heißt es: “Die Sache verhält sich so: auf einer eisernen Stange, die frey an seidenen Fäden hängt, sind Glöckchen von verschiedener Größe für die verschiedenen Töne befestigt. Jeder Ton hat zwo in den Einklang gestimmte Glocken. Die eine ist auf der eisernen Stange mit einem eisernen Draht und die andere mit einem seidenen Faden befestigt. Der Klöppel hängt ebenfalls an einem seidenen Faden; und ist so eingerichtet, daß er zwischen beyde Glocken fällt. An derjenigen Glocke, die an dem seidenen Faden hängt, ist ein eiserner Draht befindlich, dessen unteres Ende durch einen Faden befestigt ist, und endigt sich ringförmig, um einen kleinen eisernen Hebel aufzunehmen, der auf einer frey hängenden eisernen Stange ruht. Auf diese Weise wird die am eisernen Draht hängende Glocke durch die eiserne Stange, auf welcher sie liegt, elektrisiert, und die andere mit dem seidenen Faden befestigte, durch die andere eiserne Stange auf welcher der kleine Heber ruht. Wenn nun eine Taste niedergedrückt wird, hebt sich der kleine Heber in die Höhe, und berührt eine andere nicht frey hängende Stange. In diesem Augenblick bewegt sich der Klöppel und schlägt an die zwo Glocken mit so großer Geschwindigkeit, daß ein Ton herauskommt, der fast dem Ton unseres Orgel-Tremulanten ähnlich ist. Sobald der Heber auf die elektrisierte Stange fällt, steht der Klöppel still. Da nun jede Taste mit ihrem Heber, und jeder Heber mit seiner Glocke im Verhältnis steht, so kann man alle Stücke auf diesem Instrument spielen, die man auf einem gewöhnlichen Clavessin oder auf einer Orgel spielen kann.


Diese Erfindung de la Bordes kann gewiß nicht der direkte Vorläufer der heutigen elektrischen Musik genannt werden. Die Töne selbst werden ja noch nicht elektrisch erzeugt. Immerhin aber ist der Versuch mit dem Clavessin electrique wert, daß der Name de la Bordes in der Geschichte von Musik und Technik mit an erster Stelle genannt wird. In Curt Sachs'  Real-Lexikon findet sich übrigens die Notiz über


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