- 137 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (136)Nächste Seite (138) Letzte Seite (464)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 



ein Instrument Demis d´or, “einen elektrischen Mutationsflügel mit 1 Pedal, erfunden 1730 von dem mährischen Prediger Prokop Diviüs zu Prendnitz bei Znaim.“ Es ist anzunehmen, daß beide Instrumente gebaut wurden, ohne daß der eine Erfinder etwas von dem andern wußte.


V


Dieses Tatsachenmaterial, das ich hier zusammenstellen konnte, belehrt uns darüber, daß die Technik in der Geschichte der Musik des 17.und 18.Jahrhunderts, in der Zeit der Aufklärung, einen bedeutenden Einfluß auf die Musik ausgeübt hat. Gewiß, es war hier nicht von so grandiosen Erfindungen zu berichten, wie sie die Neuzeit hervorgebracht hat. Aber die einzelne Leistung bleibt imponierend, und vor allem die Ankündigung eines neuen Zeit- und Raumbewußtseins macht sich bereits im 17. und 18. Jahrhundert bemerkbar. Oft lassen uns geradezu prophetisch ausgesprochene Worte staunend aufhorchen. Zwei dieser Aussprüche möchte ich als Belege für den Sinn früherer Zeiten für technischen Fortschritt und technischen Wandel hier anführen.


Mehrfach schon konnte darauf hingewiesen werden, wie Forkel nicht nur der Musikgelehrte und Bibliograph gewesen ist, sondern auch ein Mann, der die technische Entwicklung mit regster Anteilnahme verfolgt hat. In der Vorrede seiner Geschichte der Musik steht folgender höchst bemerkenswerter Ausspruch: “Wäre uns aus dem Altertum eine Maschine von der Art übriggeblieben, wie die Erfindung des mechanischen Flötenspielers von Vaucanson ist, oder wie einige unserer Spieluhren sind, so würden auch zugleich einige Melodien auf uns gekommen seyn. Wir würden die Beschaffenheit der alten Musik, die Intervallengrößen ihrer Tonleitern, ihren Takt usw. aus einem einzigen auf diese Art gleichsam lebendig erhaltenen Tonstück besser begreifen können, als aus tausend Beschreibungen, und selbst aus den wenigen Melodien, von welchen am Ende doch nur die leblosen Zeichen auf uns gekommen sind. Allein die Alten hatten entweder solche Erfindungen noch nicht gemacht, oder sie sind verlorengegangen, und wir sind nun mit den, wahren Ton der alten Musik nicht besser daran, als mit der wahren Aussprache der alten ausgestorbenen Sprachen.” Mit diesen Worten, die, existierte kein anderer Beleg für die Einstellung früherer


Erste Seite (1) Vorherige Seite (136)Nächste Seite (138) Letzte Seite (464)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 137 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik