- 135 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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Ehre habe zu sprechen, ist ein wirkliches Clavessin acoustique, das man hören kann und das bereits gehört worden ist.” De la Borde vergleicht sein Instrument mit der Orgel. Er nennt die “elektrische Materie” im elektrischen Klavier “die Seele, wie die Luft die Seele in der Orgel ist”. Diesen Vergleich zwischen Orgel und seinem Clavessin electrique führt de la Borde bis in die Einzelheiten durch; der Vergleich zeigt, daß de la Borde das Prinzip der Anlage der Orgel auf sein Instrument übertragen hat. Im übrigen hat das Clavessin electrique im Bau selbst mit einer Orgel nichts zu tun; man darf auch nicht an den Klavierklang denken. In gewissem Sinne führt der Name Clavessin electrique irre. Denn es schwingen keine Saiten in ihm, sondern Glocken werden angeschlagen. Es ist also viel eher ein Glockeninstrument als ein Klavierinstrument. De la Borde selbst kommen einmal Zweifel, ob der Name Clavessin electrique nicht zu “vornehm” sei, ob der Name “Carillon electrique”, elektrisches Glockenspiel, nicht genügt hätte. De la Borde hält aber sein Instrument für viel vollkommener als ein Glockenspiel, ja er behauptet sogar, daß es selbst gegenüber den gewöhnlichen Klavieren Vorteile besitze, indem es die Klangdauer viel präziser wiedergäbe.


Wie kam de la Borde zur Erfindung dieses Instrumentes? Er schildert in seinem Buch die einzelnen Experimente. Erster Versuch: An einem isolierten Eisenstab hängen eine Glocke und ein Pendel, die Glocke an einem Seidenfaden, der Pendel an einem Metallfaden befestigt. Wenn nun der Stab elektrisiert wird und man nähert den Finger der Glocke, so schwingt der Pendel und schlägt die Glocke an. Daraus schloß de la Borde: wenn man für jeden Ton der Oktave eine Glocke nehme, so müsse man einige “Melodien” spielen können. Die Schwierigkeit jedoch bestand darin, daß der Pendel die Glocke, auch wenn man den Finger zurückgezogen hatte, noch zwei- oder dreimal anschlug. Im nächsten Versuch ging de la Borde dazu über, die Pendelschläge genau zu regulieren, dann die Tonstärke zu vermehren, danach diesem elektrischen Glockenspiel eine Tastatur in der Art der Klaviere vorzubauen, so daß durch den Niederschlag der Tasten “die elektrische Materie in Bewegung gesetzt wurde”. Schließlich begnügte er sich nicht mit einer Glocke, sondern brachte zwei Glocken von derselben Tonhöhe nebeneinander an, zwischen beiden befand sich der Pendel, der nun beide Glocken bei seinen Schwingungen traf. Wenn man die Tasten herunterdrückte, so “setzte sich der Pendel in eine sehr schnelle Bewegung und


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