- 134 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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in einem Buch niedergelegt, das 1761 in Paris unter folgendem Titel erschien: “Le Clavessin, electrique avec une nouvelle theorie du mechanisme et des Phénomenes de l'eléctricité Par le R. P. Delaborde, de la Compagnie de Jesus.” Dieses Buch, das zu den merkwürdigsten Werken der Musikgeschichte gehört, unterrichtet in einer geradezu spannenden Weise über die Einzelheiten der Erfindung. In seiner Vorrede schreibt de la Borde in einer Weise von seiner Entdeckung, die es deutlich macht, daß er sich über die ganze Tragweite und die Neuartigkeit des Problemes bewußt war. De la Borde nennt das elektrische Klavier ein neues Phänomen, “das mir interessanter erscheint als das meiste von dem, was man bisher je gesehen hat”. Die Vielheit und die Mannigfaltigkeit der Phänomene hat den Erfinder zunächst geradezu entsetzt (épouvanté). Um dem Leser trotz der Neuartigkeit der Begriffe und Vorstellungen ein klares Bild von seiner Entdeckung zu geben, verspricht er, sich so sachlich und klar auszudrücken, wie man es von der Mathematik her gewöhnt sei: Es gibt in der Tat im ganzen 18.Jahrhundert kein Buch, das so nüchtern und sachlich spräche wie dieses Buch über das elektrische Klavier.


De la Borde weist darauf hin, daß zu seiner Zeit von verschiedensten Seiten Theorien über die Elektrizität aufgestellt wurden. Er behauptet, vor der Entdeckung seines Klaviers nichts, ja nicht einmal die Werke Franklins gekannt zu haben. Als er sich dann diese Literatur beschafft hatte, da merkte de la Borde allerdings, daß die meisten von den Versuchen, die er für neu und für seine eigenen gehalten hatte, bereits vor ihm von andern ausgeführt worden waren. Der Erbauer des elektrischen Klaviers nimmt seine Experimente über die Elektrizität deshalb nicht mehr als sein geistiges Eigentum in Anspruch, aber er behauptet, alle diese Erfindungen lagen in der Luft. “Ich betrachte deshalb alle diese Experimente als allgemeines Gut, das allen Männern, die sich mit Elektrizität beschäftigen, gehört.” Ausdrücklich aber sagt de la Borde, wie sehr er das Werk Franklins bewundere. (“J'admire l'analyse qu'en a faite M. Franklin.”)


De la Bordes eigenste Erfindung bleibt das Instrument selbst, das Clavessin electrique oder Clavessin acoustique, wie er es im Gegensatz zu Castels Farbenklavier, dem Clavessin oculaire, von dem er nicht viel hält, nennt. Die interessante Stelle heißt in de la Bordes Schrift: “Man hat lange von einem Clavessin oculaire gesprochen, es ist aber niemand gelungen, es zu sehen. Aber das Instrument, von dem ich die


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