- 133 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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Geschichte der Musik kehrt der Gedanke, daß es eine übernatürliche, unheimliche “Sphärenmusik” geben müsse, die nicht von Menschen, sondern von übernatürlichen Wesen herstamme oder aus dem Raume selbst töne, immer wieder. So wird z.B. in der zeitgenössischen Literatur viel von den Erlebnissen eines Bauern und eines Organisten in Norwegen berichtet. Beide hörten, vermutlich in einem der norwegischen Fjorde, ein unsichtbares Konzert, das allgemein das “Norwegische Klippenkonzert” genannt wurde. Der Bauer und der Organist waren höchst bestürzt über dieses unheimliche Konzert, bei dem sie genau die einzelnen Stimmen erkannten, aber niemand sahen. Der Organist glaubte an eine Teufelsmusik und schrie, wenn hier der Teufel musiziere, so solle die Musik aufhören. Die Musik schwieg sofort, und Bauer und Organist flohen entsetzt. Solche Vorahnungen einer Raummusik, wie man sie ohne Übertreibung nennen könnte, muten uns heute, die wir an die Übertragung von Klängen durch den Raum gewohnt sind, doppelt interessant an, auch wenn die Musik, wie das Norwegische Klippenkonzert, sicherlich nur in der Phantasie der Menschen existiert haben mag. Daß die menschliche Phantasie an eine Raummusik glauben konnte, war fast eine Gewähr für die Existenz einer Musik im Raum oder wenigstens einer Musik, die auf andere als die damals übliche Weise produziert werden könnte. Alle diese mystischen Berichte waren Vorstufen für die kommende Entdeckung neuer Zusammenhänge der Phänomene. Diese Entdeckung, die auch für die Musik ungeahnte Bedeutung erlangen sollte, war eine Entdeckung der Raumüberwindung. Ihr Anfang war die Erklärung der elektrischen Atmosphäre. Was die Elektrizität für die Musik bedeutet, können wir heute erst in Umrissen erkennen. Die elektrische Musik steht noch in ihren Anfängen. Um so interessanter dürfte jenes erste Experiment anmuten, das versuchte, die Tonwelt zur Elektrizität in Beziehung zu setzen.


De la Bordes elektrisches Klavier


Wie das Farbenklavier auf der Lehre Newtons basierte, so das elektrische Klavier auf der Entdeckung Franklins. Der Erfinder des elektrischen Klaviers war wie der Erfinder des Farbenklaviers Franzose und Jesuit. Le Pere de la Borde (auch Delaborde oder nur La Borde geschrieben) hat seine Entdeckungen und den Bau seines Instrumentes


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