- 131 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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Diatonische Tonleiter            c         d       e         f         g       a         h

        ««            Farbleiter     }      blau grün gelb Aurore roth violet Violant


Halbtonleiter           c              cis        d        dis       e       f            fis

Halbfarbleiter     }     blau Celadon grün Oliven gelb Aurore Orange


Halbtonleiter           g           gis         a       ais       h

Halbfarbleiter     }     rot Carmesin violet Ageth Violant

     

Mehr als 12 Farben und mehr als 12 Töne gibt es nach Ansicht von Castel nicht.


Obwohl vieles in dem System von Castel willkürlich erscheint — z.B. ist die Bezeichnung von f als Halbton direkt falsch —, und obwohl die Farb-Ton-Forschung heute zu ganz andern Ergebnissen gekommen ist, bleibt manches an der Castelschen Begründung der Farb-Ton-Zusammenhänge höchst interessant. Vor allen Dingen scheint mir das Prinzip, das Castel bei der Aufstellung der Skala geleitet hat — Farbstufe leitet zu Farbstufe über —, den Tonspannungen der einzelnen Intervalle gut zu entsprechen.


Über den Bau und die Mechanik von Castels Farb-Ton-Instrument unterrichtet uns Mizler folgendermaßen: “Zu gleicher Zeit, wenn die Taste, um einen Klang zu haben, das Ventil aufmachet, hat der P.Castel seidene Schnüre, oder eiserne Dräter, oder höltzerne Abstrachen angebracht, die durch ziehen oder stoßen ein färbigtes Kästgen, oder einen dergleichen Fächer, oder eine Schilderey, oder eine helle bemahlte Laterne, entdecken, also daß, indem man einen Klang höret, zugleich eine Farbe gesehen wird. Diess ist nun der Unterricht von der musikalischen Bewegung der Farben. Je mehr die Finger auf dem Clavier springen oder laufen, je mehr erblicket man Farben, entweder in Accorden, oder in melodischer Folge.” Wie man eine Fuge in Klängen spielt, so sieht man eine Fuge in Farben. Mizler kommt zu dem Resultat: “Es ist unstreitig, daß diess Farbenspiel ergetzen wird. Denn Musik ist nichts andres als eine Ergetzlichkeit.”


Das Farb-Ton-Problem, von Newton aufgedeckt, von Castel zum erstenmal im 18.Jahrhundert für die Musik aufgegriffen, hat seitdem immer wieder zu künstlerischen Versuchen der Verschmelzung der beiden Phänomene, des Optischen und des Akustischen, geführt. Im 19.Jahrhundert hat der Russe Skrjabin Farblicht-Musik geschrieben, in unsern Tagen hat Alexander Laszlo Versuche mit seinem Farblicht-Klavier zur Diskussion gestellt. Ganz abgesehen von der Frage, ob es


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