- 129 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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ist, teilgehabt. Eine der ersten Beziehungen, der man seine Aufmerksamkeit schenkte, war das Verhältnis von Klang und Farbe. Newtons Lehre von der Farbe hat auf die Musiker des 18.Jahrhunderts auf das stärkste eingewirkt. Man versuchte festzustellen, wie Farbe und Ton korrespondieren, und bemühte sich, diese Übereinstimmung für die künstlerische Wirkung auszunutzen. Zunächst beschränkte man sich darauf, die Farbe als neues Anschauungsmittel für das Erkennen musikalischer Zusammenhänge heranzuziehen. Das machte z.B. Mizler bei einer Maschine, die er für die Erklärung der Anfangsgründe des Generalbaßspiels erfunden hatte. 1743 schreibt Mizler: “Die Farben, womit die Maschine illuminiert ist, habe ich nach der Natur der Töne eingerichtet. Denn es ist bekannt, daß die optischen Wahrheiten mit den musikalischen parallel sind, welches schon längstens der unsterbliche Neuton gesaget, auch ohnlängst der berühmte Herr du Fay erkannt, welcher erst neulich in seiner Abhandlung vom Licht und den Farben einen Streit mit Neuton angefangen. Neuton behauptet, es sind 7 Farben, wie 7 Tone, du Fay spricht, es sind nur drey Farben und drey Tone. Beyde haben recht, und ihr Streit ist nur ein leerer Wortstreit. Ich habe auch recht, wenn ich sage, es sind unzählige Farben und unzählige Tone. Wie man es nimmt...” Übrigens sagt Mizler, daß er auf seine Erfindung durch die Rechenmaschine von Leibniz gebracht sei. Über die Anwendung der Farben zu Lehr- und Anschauungszwecken ging man aber bald hinaus und versuchte frühzeitig eine “Farbenmusik” zu schaffen.


Das Farbenklavier von Castel


Der Erfinder des ersten Farbenklaviers, Ludwig Bertrand Castel, war ein Jesuit und berühmter Mathematiker zu Paris. Der erste Bericht über dieses mit den Namen Clavecin oculaire, Augenorgel, Augenclavier, the ocular Harpsichord in Frankreich, Deutschland und England bekanntgewordenen Instrumentes wurde im Journal de Trevouse 1725 veröffentlicht. Uns dürfte besonders interessieren, wie das Farbenklavier in Deutschland aufgenommen wurde. Es war kein Geringerer als der aus der Musikgeschichte rühmlichst bekannte Zeitgenosse Bachs, der Komponist Georg Philipp Telemann, der, wie Mizler in seiner musikalischen Bibliothek berichtet, das Farbenklavier in Paris


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