- 127 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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aber ist zu allen Zeiten die Angst vor dem Preisgeben des Erfindergeheimnisses. Triklir schreibt: “Den Mechanismus dieses Kunstwerks bin ich nicht imstande, Ihnen genauer anzugeben, ohne unser Geheimnis zu verraten.“ Da der Microcosme musical später nirgends mehr er wähnt wird, darf man wohl annehmen, daß die Erfindung in der praktischen Anwendung doch unbrauchbar gewesen sei.


Die zweite Erfindung, die uns hier noch beschäftigen soll, ist nicht so schnell wieder vergessen worden. Der Gedanke, das, was der Musiker, der Komponist am Klavier in freier Improvisation spielt, durch eine Maschine notieren zu lassen, hat bis in unsere Tage die Erfinder nicht ruhen lassen. Die Erfindung wurde zum erstenmal im 18.Jahrhundert gemacht, und zwar, wie es scheint, ziemlich gleichzeitig in England durch den Pfarrer Creed, in Deutschland durch Johann Friedrich Unger. 1752 sandte Unger seine Erfindung an die Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin; der damalige Akademiedirektor Euler korrespondierte mit Unger wiederholt über die Erfindung. Unger veröffentlichte diesen Briefwechsel und Grundgedanken zu seiner Erfindung in seinem Buch: “Entwurf einer Maschine, wodurch alles, was auf dem Klavier gespielt wird, sich von selber in Noten setzt.” Das Werk erschien 1774 in Braunschweig. Auch hier sicherte sich der Künstler die Mitarbeit eines Mechanikers namens Hohlfeld in Berlin. Dieser Hohlfeld genoß einen besonders guten Ruf als Mechaniker. In der “Beschreibung der Königl. Residenzstadt Berlin” (1769) heißt es von diesem Mechaniker: “Allerhand Maschinen und andere künstliche mechanische Werke macht der Mechanikus Hohlfeld (Unter den Linden im Gräflich Podewilschen Hause), dessen sehr künstlicher Bogenflügel und Maschine, die dasjenige, was man auf einem Clavier spielt, von selbst nachschreibt, den Kennern der Musik bekannt sind.” Unger selbst nennt Hohlfeld einen geschickten Mechanikus, “der zwar nur ein Posamentiergeselle war, aber zu mechanischen Kunstsachen ein vortreffliches Genie hatte”. Dieser Hohlfeld konstruierte nach den Angaben Ungers die Maschine und setzte mit seiner Arbeit die Akademiemitglieder in höchste Bewunderung. Unger erklärt das Instrument kurz so: “An die Tangenten des Klaviers werden neue Tangenten gesetzt; diese sind an der Spitze so eingerichtet, daß sie ,notieren´.” Das Werk bestand aus zwei Zylindern, die durch ein Triebwerk in einer genauen Zeitregulierung bewegt wurden. Der eine Zylinder enthielt das aufgerollte Papier, der andere nahm es auf, “wenn es von den


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