- 122 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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Zeiten an neuen Erfindungen überhaupt war, sondern vor allem, weil die Nachricht uns wieder einmal bestätigt, daß die frühere Zeit für neue Instrumente auch Werke eines neuen Stiles schrieb Man begnügte sich nicht damit, alte Werke auf den neuen Instrumenten in neuer Klangwirkung zu übertragen, sondern man hatte ein feines Gefühl dafür, daß ein neues Instrument einen neuen Stil forderte. Das erkannte man auch für die ersten Musikautomaten, für die man Originalmusik schrieb. Das ist eine Tatsache, die verdient, unserer Zeit mit aller Deutlichkeit vorgehalten zu werden. Für den obengenannten Augsburger Klavierautomaten wurden 6 Stücke geschrieben, von denen Paul Nettl ausdrücklich sagt: “Merkwürdig und nur durch die Eigenart des Wesens des Klavierautomaten erklärlich ist die Einteiligkeit der Tänze gegenüber dem fast durchweg zweiteiligen Aufbau der Tänze des 16. und 17. Jahrhunderts.” Auch die Stimmführung ist bezeichnenderweise bei aller homophonen Grundhaltung in den einzelnen Stimmen durchaus selbständig.


Immer noch wenig bekannt ist es, daß auch Mozart Kompositionen für Orgelwerke geschrieben hat. Diese interessanten Beiträge Mozarts zur mechanischen Musik, die er im Auftrage des Grafen Deym für dessen “Müllersches Kunstkabinet“ in Wien geschrieben hat, sind uns erhalten. Von dem Instrument wissen wir nur, daß es sich um ein primitives Uhrwerk gehandelt haben muß. Mozart übernahm diesen Auftrag zunächst aus einem sehr realen Grund, nämlich, um in der trostlosen Lage, in der er sich in den beiden letzten Lebensjahren befand, überhaupt irgendwie Geld in die Finger zu bekommen. Aus einem Brief, vom 3.Oktober 1790, in Frankfurt an seine kranke Frau geschrieben, erfahren wir Näheres über seine Arbeit an der ersten derartigen Komposition: “Ich habe mir so fest vorgenommen, gleich das Adagio für den Uhrmacher zu schreiben, dann meinem lieben Weibchen etwelche Ducaten in die Hände zu spielen; that es auch — war aber, weil es mir eine sehr verhaßte Arbeit ist, so unglücklich, es nicht zu Ende bringen zu können — ich schreibe alle Tage daran - muß aber immer aussetzen, weil es mich ennuirt —und gewiß, wenn es nicht einer so wichtigen Ursache willen geschähe, würde ich es sicher ganz bleiben lassen — so hoffe ich aber doch es so nach und nach zu erzwingen; — ja, wenn es eine große Uhr wäre und das Ding wie eine Orgel lautete, da würde es mich freuen; so aber besteht das Werk aus lauter kleinen Pfeifchen, welche hoch und mir zu kindisch


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