- 120 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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nur lösbar durch die Inangriffnahme rein technischer Versuche. Das Instrument, an dem die Technik des Klanges am deutlichsten studiert und angewandt werden konnte, war die Orgel, die man vielleicht das mechanische Urinstrument nennen könnte. Denn hier wird ja z.B. der Klang der Flöte oder der menschlichen Stimme (vox humana) mit Hilfe der Registerzüge bereits mechanisch produziert. Von der Mechanik der Orgel führt der Weg geradlinig zu den ersten mechanischen Kunstwerken und Kunstautomaten, die in der Geschichte der Musik erfunden worden sind.


Mechanische  Musikinstrumente und Spielwerke


Mechanische Spielwerke, von denen uns bereits aus dem Altertum berichtet wird, lassen sich mit voller Sicherheit seit ca.1600 nachweisen. Solche Werke mit Stiftwalzen finden wir dann im 17.und 18.Jahrhundert überall in Deutschland, aber auch in England, Frankreich, vor allem in Holland. Den Hauptanteil an den Erfindungen mechanischer Antriebswerke hatten die Uhrmacher und Goldschmiede. Sie bauten Sing- und Spieluhren, die sich im 18.Jahrhundert der größten Beliebtheit erfreuten. Eine Nachricht aus Königsberg aus dem Jahre 1784 z.B. lautet: “Herr Garbrecht, ein Goldschmidt, verfertigt Singuhren, den englischen gleich, ganz wie diejenigen, welche er Einmal zu sehen bekömmt, ohne nur so viele Theorie davon zu besitzen, daß er das Verhältniß eines Rades gegen das andere angeben könnte. Dennoch geht eine von ihm verfertigte Flöten- und Harfenuhr schon länger als ein Jahr mit der größten Genauigkeit, ohne daß die geringste Reparatur nöthig gewesen wäre.” Aber auch die Musiker selbst wandten sich technischen Fragen zu. Von einem ehemaligen “Hautboisten” aus Königsberg, Märtens, heißt es in der gleichen Nachricht, er zeichne sich seit einigen Jahren durch “mechanische Kenntnisse” aus.


In einem interessanten Aufsatz “Zur Geschichte des Musikautomaten”l) wird als erster, der selbstspielende musikalische Instrumente aller Art verfertigte, der Goldschmied Achilles Langenbucher aus Augsburg genannt. Langenbucher soll sogar für eine Kirche einen Musikautomaten gebaut haben, der “eine ganze Vesper von 2000 Takten

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1) Erschienen in “Musik-Instrumenten-Zeitung“, 40. Jhrg., Nr.10 und 11, Berlin.


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