- 112 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (111)Nächste Seite (113) Letzte Seite (464)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 



genommen werden. Die erste Forderung ist notwendig, damit die leisen Töne nicht in dem allgemeinen Geräuschspiegel untergehen, die Außerachtlassung der zweiten Bedingung hat eine Übersteuerung, ein “Überschreien”, aller Apparate zur Folge. Man muß hinsichtlich der Intensitätswiedergabe verlangen, daß die Wirksamkeit jedes einzelnen Übertragungsapparates streng linear zu der erregenden Kraft ansteigt. Diese allgemeine Bedingung, auf das Mikrophon beispielsweise angewendet, besagt, daß die unter der Einwirkung des Schalles erzeugte elektrische Spannung direkt linear mit steigender Schallstärke (Schalldruck) wächst. Ist diese Forderung nicht erfüllt, so spricht der Techniker von einer “Nichtlinearen Verzerrung“ des betreffenden Apparates. Diese Verzerrungsart hat bei einiger Größe sehr viel schlimmere Wirkungen als die oben behandelte Frequenzverzerrung; sie hat nämlich zur Folge, daß ganz neue, im ursprünglichen Klang nicht enthaltene Töne entstehen, die sogenannten Kombinationstöne, die in ihrer Schwingungszahl vollkommen unharmonisch zu den zu übertragenden Tönen liegen. Das bekannte und früher wohl in allen Rundfunkempfangsapparaten vorhandene Beispiel ist die Übersteuerung einer Verstärkerröhre. Eine Verstärkerröhre hat die Eigenschaft, daß sie nur auf einem gewissen geradlinigen Bezirk ihrer Kennlinie amplitudengetreu arbeitet. Geht man über diesen geradlinigen Teil hinaus, so entstehen die Kombinationstöne, und zwar in einer um so größeren Anzahl, je mehr Töne ursprünglich vorhanden sind. Daher kommt es, daß sich bei einer nichtlinearen Verzerrung Soloinstrumente allenfalls noch brauchbar anhören, während Orchesterdarbietungen mit den unendlich vielen gleichzeitig erklingenden Tönen zu einem “Brei” verschmelzen. Die Abhilfe hiergegen ist verhältnismäBig einfach; man hat große Verstärkerröhren als Endstufen zu wählen, was z.B. bei den Netzanschlußgeräten ohne weiteres möglich ist; man erhält dann größere Intensitäten ohne nichtlineare Verzerrung. Was für die Verstärkerröhre gilt, findet in derselben Weise für die akustischen Geräte, für Mikrophone und Lautsprecher, Anwendung. Auch hier ist zu verlangen, daß selbst für die stärksten vorkommenden Amplituden strenge Linearität mit der erregenden Kraft herrscht.


Zum Schluß wollen wir noch einen Gesichtspunkt besprechen, der auch die Übertragungsgüte beeinflußt, dessen Berücksichtigung aber gewisse Schwierigkeiten, allerdings mehr wirtschaftlicher als technischer


Erste Seite (1) Vorherige Seite (111)Nächste Seite (113) Letzte Seite (464)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 112 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik