- 108 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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der hohen Töne aus dem scharfen Geigenklang der weiche Flötenklang entstand. Fehlen die tiefen Töne in der Übertragung, so klingt die Musik hohl, spitz und unwirklich. Das beste Beispiel hierfür sind die kleinen mechanischen Grammophonapparate. Hier können infolge der kurzen Schalltrichterlänge die tiefen Töne nicht richtig wiedergegeben werden. Man erhält dann die bekannte Grammophonklangfarbe. Auf der guten Wiedergabe der tiefen Töne beruht gerade die Überlegenheit des elektrischen Grammophons (elektrischer Tonabnehmer mit Verstärker und Lautsprecher) gegenüber den mechanischen Ausführungen. Es wird vielleicht auffallen, daß wir in diesem Zusammenhange nicht die mittleren Tonlagen behandeln. Das hat seinen Grund darin, daß für deren Wiedergabe die geringsten technischen Schwierigkeiten vorliegen; auch die einfachen und billigen akustischen Geräte übertragen in der Regel den mittleren Frequenzbereich gut. Erhebliche Schwierigkeiten bereiten nur die tiefen und hohen Tonlagen, denen zudem auch die größere Bedeutung zukommt.


Trotz der großen technischen Fortschritte hinsichtlich Wiedergabequalität, die in den letzten Jahren gemacht worden sind, werden auch heute Musik- und Sprachübertragungen den Musiker vielfach nicht zufriedenstellen. Es sind deutlich Unterschiede zwischen Original und Wiedergabe vorhanden. Durch bloßes Abhören mit dem Ohr ist es natürlich schwer, die Fehlerquellen anzugeben; es ist nicht so einfach, mit dem Gehör allein herauszufinden, welche Töne in der Übertragung benachteiligt werden. Der Techniker hat darum gewisse Prüfungen für seine Apparate eingeführt, aus denen er ersehen kann, in welcher Stärke die einzelnen Frequenzen übertragen werden. Man nennt diese Verfahren das Aufnehmen der “Frequenzkurven“ des betreffenden Gerätes. In der Schallübertragungstechnik sind die interessantesten Teile die Apparate, die den Schall in elektrische Schwingungen bzw. umgekehrt die elektrischen Ströme in Schall umwandeln, also die eigentlich elektroakustischen Geräte. Als Beispiel für die Frequenzkurve sei daher zunächst diejenige eines Mikrophons behandelt. Sie gibt nichts anderes an als die Größe der erzeugten Wechselspannung, wenn das Mikrophon mit reinen Tönen verschiedener Tonhöhe erregt wird, die alle die gleiche Schallintensität haben. Abb. 13 stellt die Frequenzkurve des Reiß-Mikrophons dar, das zur Zeit fast ausschließlich im Rundfunk Verwendung findet. Als Abszissen sind die Frequenzen in Hz., als Ordinaten die Wechselspannungen


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