- 106 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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Kurve, die Reizschwelle der Hörempfindung, zeigt für die einzelnen Frequenzen, wie groß der Schalldruck (1 Bar = Dyn/cm2) sein muß, damit eben eine Hörempfindung eintritt. 1 Dyn/cm2 stellt ungefähr den millionsten Teil des Druckes einer Atmosphäre dar und entspricht einer Kraft, die ein Milligrammgewicht auf eine Unterlage im Schwerefeld der Erde ausübt. Aus Abb. 12 folgt also, daß wir noch Schalldrücke mit dem Ohr wahrnehmen können, die unter 1 milliardstel. Atmosphäre liegen. Die obere Kurve in Abb. 12 ist die Schwellenkurve der Schmerzempfindung, das heißt bei den durch diese Kurve angegebenen Schalldrücken geht die Hörempfindung in eine Schmerzempfindung über. Aber auch diese äußersten Schalldrucke sind noch recht klein, sie betragen nur den tausendsten Teil einer Atmosphäre. Die Empfindlichkeit des menschlichen Ohres für mittlere Frequenzen ist also ungeheuer groß. Rechnet man sich aus den angegebenen Schalldrucken der Hörreizschwelle die Schwellenenergie aus, fo findet man eine Energie, die weniger als den tausendsten Teil eines billionstel Watt beträgt; eine solche winzige Energie reicht hin, um eben noch eine Tonwahrnehmung hervorzurufen. Zur richtigen Erfassung diese Größe halte man sich vor Augen, daß eine Schreibtischlampe ungefähr 40 Watt verbraucht. Eine ebenso extrem kleine Größe findet man bei der Frage, wie groß die Bewegung der Luftteilchen sein muß, damit sie noch auf das Trommelfell einen hörbaren “Eindruck” machen. Es genügt hierzu eine Bewegung um 10 -8 cm, das heißt eine Bewegung um etwa einen Atomdurchmesser!


Außer dem Frequenzbereich des menschlichen Ohres interessiert als zweite wesentliche Größe das Intensitätsgebiet. Der Intensitätsbereich von der Hör- bis zur Schmerzschwelle ist, wie Abb. 12 zeigt, enorm groß, im günstigsten Falle, das heißt für mittlere Töne, haben wir Intensitätsunterschiede wie 1 zu 1 000 000! Auch diese Tatsache, auf die wir noch zurückkommen, spielt für die elektroakustische Schallübertragung eine wichtige Rolle. Mit der überaus großen Empfindlichkeit des Ohres steht in gewissem Zusammenhang die Tatsache, daß die üblichen Schallquellen nur eine außerordentlich geringe Schalleistung abstrahlen. Wäre das nicht der Fall, so erhielte man ja immer extrem große, unerträgliche Lautstärken. So steckt z.B. in der menschlichen Sprache nur ein ganz geringer Energieinhalt. Die gesamte abgegebene Schalleistung eines Sprechers in der bei der Unterhaltungssprache üblichen Schallstärke beträgt nur 10 millionstel Watt. Zur


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