- 63 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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erbringen, doch sei dies hier von untergeordneter Bedeutung. Die vorrangige Frage ist die der langfristigen Etablierung von Sinfonischen Werken im Laienorchesterrepertoire.

Die breite Streuung sinfonischer Werke zeigt sich durch den Vergleich der absoluten Zahlen der Aufführungen, der Anzahl der verschiedenen Werke und derjenigen des 20. Jahrhunderts (Abb. 4.11). Hier wird deutlich, daß diese Werkgruppe 1952–1972 zugenommen hat (erster Höchststand 1963–1967 mit 158 Aufführungen von Sinfonischen Werken bei 69 verschiedenen Werken) und zwar bei recht stagnierendem Anteil neuerer Kompositionen. Dabei erweitert sich das Literaturspektrum stetig, wenn auch in geringem Maße. Hier tritt das in der vorliegenden Häufigkeitsanalyse selten zu beobachtende Phänomen auf, daß die Zahl der Aufführungen abnimmt (1968–72: 137 gegenüber 1963–67: 158), die Zahl der verschiedenen Werke jedoch steigt (von 69 auf 84). Ab 1978 steigen die Zahlen rapide an. Der letzte Höchststand liegt 1993–97 bei 458 Aufführungen mit 256 verschiedenen Werken, davon 89 Werke des 20. Jahrhunderts. In allen drei Betrachtungsebenen bedeutet das eine Steigerung um mehr als 300 % gegenüber 1963–67. Schwer zu erfassen sind Werke, die im allgemeinen Bewußtsein der ›leichten Klassik‹ zugerechnet werden. So konnten Strauß-Walzer namentlich nur mitgezählt werden, wenn sie in einem Konzert gespielt wurden, das auch Werke anderer Kategorien enthielt. Denn reine ›Unterhaltungskonzerte‹ werden in den vorliegenden Quellen des DLO aufgrund der vielen Einzelstücke und -sätze oft nur durch die Angaben »Walzer und [. . .] von Strauß« ausgewiesen, was sie der Tradition der Salon- und Programmnummernkonzerte zuordnen läßt. Dies ermöglicht immerhin die Zählung der Häufigkeit des Komponisten mit einem beliebigen Werk.30

30 Vgl. PEUKER-HOLLMANN, Kap. 4.2.
Könnten alle diese ›Sammelprogramme‹ im einzelnen ebenso detailliert ausgewertet werden wie die übrigen Angaben, wäre der Anteil der Walzer, Opern- und Operettenausschnitte sicher noch höher, und ein Beliebtheitsgrad einzelner Werke ließe sich hier ebenfalls ermitteln. So läßt sich durch die Nennung der Komponisten nur eine epochale Zuordnung und besetzungstechnische Wahrscheinlichkeit erkennen. Der absolute Spitzenreiter unter den Einzelwerken in dieser Kategorie ist unangefochten Johann Strauß (Sohn) mit 189 verschiedenen Kompositionen (ungeachtet der ›pauschalen Angaben‹). Ausgesprochene ›Favoriten‹ unter den Sinfonischen Werken sind außer dem ›Kaiserwalzer‹ von Strauß schwer auszumachen. Man sollte eher von kontinuierlicher Beliebtheit einzelner Titel sprechen, die regelmäßig wieder auftauchen, aber selten einen Prozentanteil über 10 % der jeweiligen 5-Jahres-Spannen bis 1972 erreichen, später stets darunter bleiben, auch wenn die absolute Aufführungsmenge stetig steigt. Hierbei zählen zu den immer wieder aufgeführten Werken u.a.
  • 51mal: Bizet, L’Arlésienne-Suiten 1 und 2
  • 37mal: Schubert, Ballett- und Zwischenaktmusik zu ›Rosamunde‹
  • 35mal: Brahms, Ungarische Tänze u. Rhapsodie, Serenade
  • 33mal: Grieg, Peer Gynt-Suiten 1 und 2, Sigurd Jorsalfar, u.a.

Es erscheinen in den 1980er und 1990er Jahren jedoch zunehmend anspruchsvollere Werke der europäischen Romantik, des französischen Impressionismus und der ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts:


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