- 56 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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Abb. 4.7: Ludwig van Beethoven, Sinfonien (1952–1997)


professionell ausführbar« anzusehen. Das ›Mittelfeld‹ hingegen läßt sich offenbar zwischen diesen beiden Polen nicht so recht definieren.

Die Situation bei Schuberts Sinfonien stellt sich entsprechend dar (siehe Abb. 4.8). Die 7. Sinfonie, die ›Unvollendete‹, liegt mit der angeblich für Laienorchester legitimierten 5. Sinfonie18

18 Die Uraufführung durch ein Laienorchester ist überliefert. Dieser Tatbestand allein mag plakativ manche Aufführung durch heutige Laienorchester legitimiert haben, aus musikwissenschaftlicher und aufführungspraktischer Sicht werden mit Recht Bedenken angemeldet: Die 5. sei »ebenso wie die 4. und 6. Sinfonie eigens für dieses Orchester geschrieben. Die kammermusikalische Orchesterbesetzung – der Komponist verzichtete auf Klarinetten, Trompeten und Pauken – wurde vielfach mit der leichteren Ausführbarkeit des Werkes durch Laienmusiker begründet. Dem widerspricht jedoch die Tatsache, daß das hier erwähnte Orchester häufig Werke aufführte, die eine größere Besetzung erforderte, und in technischer Hinsicht ist die 5. Sinfonie nicht leichter spielbar als z.B. die 4. und 6« (KONOLD 1987, S. 415).
mit zusammen 54 % an der Spitze der gespielten Schubert-Sinfonien, und auch hier gibt es mit der 3. und 6. Sinfonie mit 16 % bzw. 11 % eine mittlere Häufigkeit, während die 1., 2., 4. und 8. Sinfonie jeweils unter 10 % liegen. Ein Tabu der 8. Sinfonie, der ›letzten‹ oder ›großen C-Dur‹- Sinfonie, wie es in bezug auf Beethovens 9. Sinfonie zu beobachten ist, tritt hier nicht auf. Bei Schuberts Sinfonien ist zu beobachten, daß sie von Laienorchestern unterschiedlichsten Spielniveaus nachgefragt werden. Die einen lassen sich durch diese Werke bis an die Grenze der Belastbarkeit fordern, für die anderen gelten sie als vergleichsweise ›leichte‹ sinfonische Werke, etwa in einem Programm mit einem weit anspruchsvolleren zweiten Orchesterwerk und/oder Solokonzert. Schubert scheint die Kriterien ›beliebt‹ – ›große Besetzung‹ (in der 7. und 8. Sinfonie sogar mit Posaunen) – ›spielbar‹, (»da für Laienorchester geschrieben«) geradezu idealtypisch zu erfüllen. Das Schubert-Jahr 1997 hat – ähnlich wie in bezug auf das Mozart-Jahr 1991 für dessen Werke – ebenfalls zu größerem Interesse geführt. Dies erklärt die Position 3 der Sinfonien Schuberts in der Gesamtverteilung der Sinfonien nach Mozart und Haydn, aber vor Beethoven (vgl. Abb. 4.5 1978–1997).


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