- 174 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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andragogische Themenfelder, auf wissenschaftlicher Basis strukturiert und reflektiert, in die Ausbildung eingebracht werden sollten. Erst dann stände dem bereits als Laienorchesterdirigent tätigen Musikpädagogen ein adäquates Angebot zur zielgruppenorientierten und qualifizierten Weiterbildung zur Verfügung.

6.5.2.  Die Studiengänge: Orchesterdirigieren – Schulmusik – Instrumentalpädagogik – Musikmanagement

Die Erfahrung zeigt, daß viele Laienorchester von Musikstudierenden geleitet werden (vgl. Kap. 5.3.4). Den Studierenden wird dies auch durchaus von ihren Hochschullehrern empfohlen, um ›Praxiserfahrung‹ im Dirigieren eines Instrumentalensembles oder eines Chores zu sammeln, da die entsprechenden Übekapazitäten von der Hochschule nicht bereitgestellt werden können. Nur entspricht die Zielgruppe dieses ›Praktikums‹ nicht derjenigen eines musikpädagogischen Studiums oder einer Kapellmeister-Ausbildung. Es ist kein Schulorchester und kein Berufsorchester, das als Übungsgruppe zur Verfügung steht, sondern es sind Erwachsene aller Altersstufen in verschiedensten Lebenssituationen und mit unterschiedlichsten Erwartungen. Daraus lassen sich Forderungen für die Musiklehrerausbildung ableiten, die in den entsprechenden Studiengängen zu berücksichtigen wären. Bereits 1988 machte die ›Bundesfachgruppe Musikpädagogik‹ das Thema ›Schulmusiklehrer und Laienmusik‹ zum Gegenstand ihrer Jahrestagung. Unter vielen dort erörterten Berührungspunkten fand in einem Beitrag von H. J. LENTZ auch das Laienorchester Berücksichtigung. Zwei seiner Thesen erscheinen auf der Grundlage der vorliegenden Studie kritikwürdig:

1. Der Aussage von LENTZ, »der Aufbau und die Leitung eines Schulorchesters bieten [. . .] die besten Grundlagen, um Erfahrungen für die Laienorchesterarbeit zu gewinnen«,51

51 LENTZ, S. 126.
muß angesichts der erwachsenenpädagogischen Anforderungen an Probentechnik, Methodik und Repertoirekenntnis für Laienorchester mit erwachsenen Teilnehmern deutlich widersprochen werden. Erfahrungen als Leiter eines Schulorchesters sind als ›Grundlagenwissen‹ der Laienorchesterarbeit unzureichend.

2. LENTZ resümiert nach seiner Bestandsaufnahme: »Die Tatsache, daß heute die [Laien-]Orchesterleitung in erstaunlich hohem Maße in der Hand ungeschulter Laien liegt, legt [. . .] Forderungen zur Förderung einer musikalisch angemessenen Laienorchesterarbeit nahe.«52

52 LENTZ, S. 128.

Im Ansatz ist ihm durchaus Recht zu geben, jedoch ist die Formulierung der konkreten Inhalte, die eine Ensembleleitungsausbildung an Hochschulen enthalten sollte, um eine »musikalisch angemessene Laienorchesterarbeit« zu fördern, bis heute ausgeblieben. Der Blickwinkel richtet sich weiterhin ausschließlich auf die künstlerische Qualifikation und ihre staatliche Anerkennung per Zertifikat.

Ohne das Spezialgebiet ›Laienorchester‹ konkret auszuführen, haben CHRISTOPH RICHTER als Musikpädagoge und MICHAEL MÜLLER-BLATTAU als Erwachsenenpädagoge der VHS auf derselben Tagung 1988 eine dringende Annäherung beider Bereiche auf der Ebene der musikalischen Erwachsenenbildung gefordert. Dies geschah jedoch zu allgemein und auf zu abstrakter Ebene, als daß konkrete Konzepte


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