andragogische Themenfelder, auf wissenschaftlicher Basis
strukturiert und reflektiert, in die Ausbildung eingebracht werden sollten. Erst
dann stände dem bereits als Laienorchesterdirigent tätigen Musikpädagogen ein
adäquates Angebot zur zielgruppenorientierten und qualifizierten Weiterbildung zur
Verfügung.
6.5.2. Die Studiengänge: Orchesterdirigieren – Schulmusik – Instrumentalpädagogik –
Musikmanagement
Die Erfahrung zeigt, daß viele Laienorchester von Musikstudierenden geleitet werden
(vgl. Kap. 5.3.4). Den Studierenden wird dies auch durchaus von ihren Hochschullehrern
empfohlen, um ›Praxiserfahrung‹ im Dirigieren eines Instrumentalensembles
oder eines Chores zu sammeln, da die entsprechenden Übekapazitäten von der
Hochschule nicht bereitgestellt werden können. Nur entspricht die Zielgruppe dieses
›Praktikums‹ nicht derjenigen eines musikpädagogischen Studiums oder einer
Kapellmeister-Ausbildung. Es ist kein Schulorchester und kein Berufsorchester, das als
Übungsgruppe zur Verfügung steht, sondern es sind Erwachsene aller Altersstufen in
verschiedensten Lebenssituationen und mit unterschiedlichsten Erwartungen.
Daraus lassen sich Forderungen für die Musiklehrerausbildung ableiten, die in den
entsprechenden Studiengängen zu berücksichtigen wären. Bereits 1988 machte
die ›Bundesfachgruppe Musikpädagogik‹ das Thema ›Schulmusiklehrer und
Laienmusik‹ zum Gegenstand ihrer Jahrestagung. Unter vielen dort erörterten
Berührungspunkten fand in einem Beitrag von H. J. LENTZ auch das Laienorchester
Berücksichtigung. Zwei seiner Thesen erscheinen auf der Grundlage der vorliegenden
Studie kritikwürdig:
1. Der Aussage von LENTZ, »der Aufbau und die Leitung eines Schulorchesters bieten
[. . .] die besten Grundlagen, um Erfahrungen für die Laienorchesterarbeit zu
gewinnen«,51
muß angesichts der erwachsenenpädagogischen Anforderungen an Probentechnik,
Methodik und Repertoirekenntnis für Laienorchester mit erwachsenen Teilnehmern
deutlich widersprochen werden. Erfahrungen als Leiter eines Schulorchesters sind als
›Grundlagenwissen‹ der Laienorchesterarbeit unzureichend.
2. LENTZ resümiert nach seiner Bestandsaufnahme: »Die Tatsache, daß heute die
[Laien-]Orchesterleitung in erstaunlich hohem Maße in der Hand ungeschulter Laien liegt,
legt [. . .] Forderungen zur Förderung einer musikalisch angemessenen Laienorchesterarbeit
nahe.«52
Im Ansatz ist ihm durchaus Recht zu geben, jedoch ist die Formulierung der konkreten
Inhalte, die eine Ensembleleitungsausbildung an Hochschulen enthalten sollte, um eine
»musikalisch angemessene Laienorchesterarbeit« zu fördern, bis heute ausgeblieben. Der
Blickwinkel richtet sich weiterhin ausschließlich auf die künstlerische Qualifikation und
ihre staatliche Anerkennung per Zertifikat.
Ohne das Spezialgebiet ›Laienorchester‹ konkret auszuführen, haben CHRISTOPH
RICHTER als Musikpädagoge und MICHAEL MÜLLER-BLATTAU als Erwachsenenpädagoge
der VHS auf derselben Tagung 1988 eine dringende Annäherung beider Bereiche auf der
Ebene der musikalischen Erwachsenenbildung gefordert. Dies geschah jedoch zu
allgemein und auf zu abstrakter Ebene, als daß konkrete Konzepte
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