detaillierte inhaltliche und organisatorische Abstimmung und didaktische Strukturierung
der Makrodidaktik, d.h. des gesamten (dann schul- und erwachsenenpädagogischen)
Konzepts mit klar geregelten Verantwortlichkeiten.
Einer makrosoziologischen oder makrodidaktischen Einflußnahme soeben geschilderten Zuschnitts kann sich ein privat organisiertes Laienorchester durchaus entziehen. Hier finden alle entscheidenden Prozesse auf der Interaktionsebene zwischen Dirigent und Orchester statt. Dabei kann Sachorientierung durchaus im Teilnehmerinteresse sein (z.B. das gründliche Erarbeiten der ausgewählten Literatur bis hin zu professionellem Aufführungsanspruch). Abgekoppelt von Korrektiva oder einer Horizonterweiterung durch Kontakte zu gleichgearteten Ensembles, einem Dachverband, einer pädagogischen Bildungs- oder Ausbildungsinstitution, besteht hier aber die Gefahr reduzierter oder stagnierender Orchesterarbeit in besonderem Maße. TIETGENS weist im Rahmen seiner Reflexion der Programmplanung in der allgemeinen Erwachsenenbildung darauf hin, daß »der konkretistische Erwartungshorizont der Teilnehmer die Wirkungsmöglichkeiten [von Planungsintentionen] ebenso einschränkt, wie der Eigenwille der Mitarbeiter.«25 Diese Befürchtung wird eindeutig durch die Repertoireanalyse (Kap. 4.1) bestätigt. Die pädagogische Binsenweisheit, Lernende können einen Gegenstand nicht als erschließungswürdig benennen, der Lehrer ihn nicht vermitteln, wenn er ihnen unbekannt ist, trifft auf die Fülle der vorhandenen Orchesterliteratur zu, die aber nicht durch laienorchesterspezifische Informationen aufbereitetet und entsprechend verfügbar gemacht ist. So gehen einerseits die Erwartungen der Teilnehmer von dem Vorstellungshorizont aus, der durch ihre musikalische Vorerfahrung und ihre biographische Sozialisation geprägt wurde. Andererseits reizt es jeden Dirigenten, sich eigenverantwortlich an das Schwierigere, an die ›großen Sinfonien‹ der ›großen Meister‹ (z.B. Spätwerke Mozarts und Haydns, romantische Literatur) zu wagen. Überdeckt dieser Ehrgeiz und ›Eigenwille‹ des Dirigenten die Ausführbereitschaft und -fähigkeit des Orchesters, kommt es zu den auch in der Fallstudie (Kap. 5.3.4) wiederholt beklagten Konfliktsituationen zwischen Orchester und Dirigent. Die Beziehung ›Lehrender – Lernender‹ ist in der Diskussion der musikalischen Erwachsenenbildung wiederholt als Problemfeld angesprochen worden, im konkreten Bezug auf Laienorchester aber bisher allein von HILBERT26 erörtert worden. Er leitet aus dieser Problematik die Notwendigkeit einer fünfstufigen Vorbereitung des Dirigenten auf eine Probenphase ab:
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