- 165 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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  • Ausarbeitungsphase – Ist der Teilnehmerkreis schon kalkulierbar, sollte der Dirigent seine Planungen hinsichtlich Werkauswahl, Besetzung und technischem Schwierigkeitsgrad überprüfen und ggf. korrigieren.
  • Strukturierungsphase – Zeitorganisation, d.h. Probenplan erstellen und Außenkontakte bezüglich eines geplanten Abschlußkonzertes sichern.
  • Hiermit rekurriert HILBERT auf didaktische Modelle der Erwachsenenbildung, wie sie z.B. bei DIKAU28

    28 DIKAU in TIETGENS 1991, S. 152: Er gliedert die vorbereitende Planung einer Veranstaltung der Erwachsenenbildung in vier Phasen: Ankündigungsphase – Eröffnungsphase – Strukturierungsphase – Gestaltungsphase. Allerdings wird die Strukturierungsphase erst nach der ersten Unterrichtseinheit angesetzt. In der Laienorchesterarbeit kann es nach Beginn der Probenarbeit für eine Revision z.B. der Literaturauswahl (Leihmaterial, Wartezeiten, Einrichten des Stimmenmaterials) bereits zu spät sein. Der Reflexion der ersten Probe als Ausgangsbasis für das mikrodidaktische Vorgehen in den weiteren Probeneinheiten, von DIKAU als Gestaltungsphase bezeichnet, kommt allerdings eine Schlüsselfunktion zu. In bezug auf die Laienorchesterarbeit wäre an dieser Stelle der Begriff ›Eröffnungsphase‹ angebracht, denn der von DIKAU als ›Eröffnungsphase‹ bezeichnete Planungsabschnitt deckt sich inhaltlich mit der von HILBERT treffender beschriebenen ›Ausarbeitungsphase‹.
    in modifizierter Weise zu finden sind.

    Die Durchführung der Veranstaltung (=Probenphase) selbst sowie ihre Reflexion wird bei HILBERT im Verhältnis zur Vorbereitungsphase recht knapp abgehandelt. Daraus kann für den Leser der Eindruck entstehen, bei minutiöser Vorbereitung ist der erfolgreiche Verlauf gesichert. Doch gerade die zahlreichen Hinweise (BDLO Kap. 3.2; Repertoire Kap. 4.1; Fallstudie Kap. 5) auf die Bedeutung der an professioneller Leistung von Berufsorchestern orientierten Probenarbeit für das Selbstverständnis von Laienorchestern stellen die Durchführung sowie die Reflexion einer Probenphase in ihren didaktischen Anforderungen gleichberechtigt neben die Vorbereitung. SIEBERT29

    29 SIEBERT 1997, S. 4.
    verzahnt die Vorbereitungs- und Durchführungsphase, indem er von mehreren ›Dimensionen des didaktischen Planens‹ spricht: Jeder Kursleiter, so auch der Laienorchesterdirigent, müsse versuchen, sich eine »Haltung neugieriger Gelassenheit« anzutrainieren, um neben der »curricularen, vorbereitenden Planung« und der »Überlegung möglicher Alternativen« eine »mentale Einstellung auf Überraschungen« zu gewinnen. Als »Überraschungen« können empfunden werden: ungewöhnliche Deutungen (z.B. individuelles Interpretationsverständnis eines Orchesterwerkes durch Teilnehmer), unerwartete Zwischenfragen (z.B. zur Werkstruktur, Kompositionsgeschichte, Komponist etc.), Teilnehmervorschläge, die dem eigenen Konzept widersprechen (z.B. der Wunsch nach mehr/oder weniger Stimm-, Register- und Tuttiproben), Teilnehmer, die ›aus der Rolle fallen‹ (z.B. offene Kritik an spieltechnischen Unzulänglichkeiten anderer Orchestermitglieder), diverse Zwischenfälle (z.B. Instrumentenschäden, fehlende Noten, Raumbelegung, akustische Störfaktoren).

    Teilnehmergruppen der Erwachsenenbildung setzen sich oft sehr heterogen zusammen. Auf Laienorchester trifft dies in besonderem Maße zu, da die Besetzung zuweilen von vielen Zufälligkeiten abhängt. Dies ist der grundlegende Unterschied zu jedem Berufsorchester, dessen Mitgliedern durch künstlerische Hochschulausbildung, Probespiel und Dienstverpflichtung ein einheitlicher Rahmen gesetzt wird. Diesem Konglomerat unterschiedlichster Lebensbiographien muß der Laienorchesterdirigent


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