Ausarbeitungsphase – Ist der Teilnehmerkreis schon kalkulierbar, sollte der
Dirigent seine Planungen hinsichtlich Werkauswahl, Besetzung und technischem
Schwierigkeitsgrad überprüfen und ggf. korrigieren.
Strukturierungsphase – Zeitorganisation, d.h. Probenplan erstellen und
Außenkontakte bezüglich eines geplanten Abschlußkonzertes sichern.
Hiermit rekurriert HILBERT auf didaktische Modelle der Erwachsenenbildung, wie sie z.B. bei
DIKAU28
28 DIKAU in TIETGENS 1991, S. 152: Er gliedert die vorbereitende Planung einer
Veranstaltung der Erwachsenenbildung in vier Phasen: Ankündigungsphase –
Eröffnungsphase – Strukturierungsphase – Gestaltungsphase. Allerdings wird die
Strukturierungsphase erst nach der ersten Unterrichtseinheit angesetzt. In der
Laienorchesterarbeit kann es nach Beginn der Probenarbeit für eine Revision z.B. der
Literaturauswahl (Leihmaterial, Wartezeiten, Einrichten des Stimmenmaterials) bereits
zu spät sein. Der Reflexion der ersten Probe als Ausgangsbasis für das mikrodidaktische
Vorgehen in den weiteren Probeneinheiten, von DIKAU als Gestaltungsphase bezeichnet,
kommt allerdings eine Schlüsselfunktion zu. In bezug auf die Laienorchesterarbeit wäre
an dieser Stelle der Begriff ›Eröffnungsphase‹ angebracht, denn der von DIKAU als
›Eröffnungsphase‹ bezeichnete Planungsabschnitt deckt sich inhaltlich mit der von
HILBERT treffender beschriebenen ›Ausarbeitungsphase‹.
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in modifizierter Weise zu finden sind.
Die Durchführung der Veranstaltung (=Probenphase) selbst sowie ihre Reflexion wird
bei HILBERT im Verhältnis zur Vorbereitungsphase recht knapp abgehandelt. Daraus
kann für den Leser der Eindruck entstehen, bei minutiöser Vorbereitung ist der
erfolgreiche Verlauf gesichert. Doch gerade die zahlreichen Hinweise (BDLO Kap. 3.2;
Repertoire Kap. 4.1; Fallstudie Kap. 5) auf die Bedeutung der an professioneller
Leistung von Berufsorchestern orientierten Probenarbeit für das Selbstverständnis von
Laienorchestern stellen die Durchführung sowie die Reflexion einer Probenphase
in ihren didaktischen Anforderungen gleichberechtigt neben die Vorbereitung.
SIEBERT29
verzahnt die Vorbereitungs- und Durchführungsphase, indem er von mehreren
›Dimensionen des didaktischen Planens‹ spricht: Jeder Kursleiter, so auch der
Laienorchesterdirigent, müsse versuchen, sich eine »Haltung neugieriger Gelassenheit«
anzutrainieren, um neben der »curricularen, vorbereitenden Planung« und der
»Überlegung möglicher Alternativen« eine »mentale Einstellung auf Überraschungen« zu
gewinnen. Als »Überraschungen« können empfunden werden: ungewöhnliche Deutungen
(z.B. individuelles Interpretationsverständnis eines Orchesterwerkes durch Teilnehmer),
unerwartete Zwischenfragen (z.B. zur Werkstruktur, Kompositionsgeschichte, Komponist
etc.), Teilnehmervorschläge, die dem eigenen Konzept widersprechen (z.B. der Wunsch
nach mehr/oder weniger Stimm-, Register- und Tuttiproben), Teilnehmer, die ›aus der
Rolle fallen‹ (z.B. offene Kritik an spieltechnischen Unzulänglichkeiten anderer
Orchestermitglieder), diverse Zwischenfälle (z.B. Instrumentenschäden, fehlende Noten,
Raumbelegung, akustische Störfaktoren).
Teilnehmergruppen der Erwachsenenbildung setzen sich oft sehr heterogen zusammen.
Auf Laienorchester trifft dies in besonderem Maße zu, da die Besetzung zuweilen von
vielen Zufälligkeiten abhängt. Dies ist der grundlegende Unterschied zu jedem
Berufsorchester, dessen Mitgliedern durch künstlerische Hochschulausbildung, Probespiel
und Dienstverpflichtung ein einheitlicher Rahmen gesetzt wird. Diesem Konglomerat
unterschiedlichster Lebensbiographien muß der Laienorchesterdirigent
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