Durchläuft man die genannten Kriterien der Werkauswahl anhand von zwei
konkreten Beispielen, so ergibt sich folgendes steckbriefartiges Informationsprotokoll:
W. A. MOZART (1756–1791), Sinfonie Nr. 29, A-Dur, KV 201
- Orchesterbesetzung: 0.2.0.0.–2 in A/D.0.0.0. – Streicher
- Werden professionelle Aushilfen benötigt? Je nach individueller Orchestersituation
(bei Streichorchestern 2 Oboen und 2 Hörner)
- Dauer: 27’
- Solist: –
- Formaler Aufbau: 4 Sätze: Allegro moderato – Sonatenhauptsatzform
A-Dur/Andante – Sonatenhauptsatzform D-Dur/Menuetto – Haupttonart A-Dur,
Trio E-Dur/Allegro con spirito – Sonatenhauptsatzform A-Dur
- Stilistische Charakteristik: Als letzte der Jugendsymphonien 1774 entstanden, beeinflußt
von Mozarts Eindrücken durch die italienische Gesangskunst, weist KV 201 vor allem
einen Ausbau der Sonatensatzform sowie die Intensivierung der kontrapunktischen
Arbeit auf.9
- Hörgewohnheiten: Idealtypisch für die allgemeine Vorstellung heiterer, eingängiger
mozartscher Musik; Einfaches, auf Tonrepetition basierendes 1. Thema im 1. Satz;
Tonleiterspiel und »markante Abkadenzierungen«10
bestätigen diatonische Hörerwartungen. Die Rollen zwischen Melodieführung und
Begleitfunktion, Kontrapunkt und rhythmischen Einwürfen sind stets klar verteilt.
Dynamische Kontraste sind vorgeschrieben und Entwicklungen eher durch Intensität
als durch crescendo und decrescendo herauszuarbeiten.
- Werkrezeption: Von Mozart selbst unter den frühen und mittleren Symphonien
bevorzugt (erneute Aufführung in Wien 1783); Zu Lebzeiten des Komponisten nicht
gedruckt, Erstausgabe bei Kühnel, Leipzig 1811. Seitdem sinfonisches Standardwerk.11
11 KONOLD/REISINGER, Bd. Klassik L-Z, S. 267f.
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- Spieltechnische Probleme: Streicher: Keine nennenswerten Lagenwechsel (Vl 1:
überwiegend 1. und 3. Lage), keine bogentechnischen Probleme (Striche),
grifftechnisch angenehme und intonatorisch gut kontrollierbare Tonarten (A-Dur,
D-Dur, E-Dur/Oktavvergleich mit leeren Saiten). Der letzte Satz sollte aber
nicht unterschätzt werden, bei raschem Tempo erfordert er größte Beweglichkeit.
Bläser: Die Oboen haben viele lange oktavierte Haltetöne und im Andante einen
großen thematischen Anteil zu spielen. Die Hornisten haben, wenn sie auf einem
B/F-Doppelhorn blasen, mehrere freie hohe Einsätze zu bewältigen (Horn in A, 2.
Satz Horn in D). Eine Passage, die eine spieltechnisch professionelle Ausführung
verlangt, befindet sich 16 Takte vor Ende des 4. Satzes (Dreiklangssprünge, hohe
Lage, motivisches Echo zu den Streichern in schnellem Tempo). Zusammenspiel:
Häufige Punktierungen und Überlagerungen von Achtel-Triolen und Sechzehnteln
im 2. und 3. Satz; Ausführung der Triller im 4. Satz; Klangliche Balance zwischen
Streichern und Bläsern, bes. bei ›corni à 2‹.
- Schwierigkeitsgrad:12
4 (Skala: 1 = sehr leicht – 6 = sehr schwer)
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