spielbaren Orchesterlied ›Morgen‹
op. 27,4 von Richard Strauss die Besetzung vorgeschrieben: 3 Hr in F, Hrf,
Solo-S, Solo-Vl, Vl 1 (10fach), Vl 2 (10fach), Va (6fach), Vc (6fach), Kb
(4fach).6
6 Gemäß RICHARD STRAUSS, Gesamtausgabe, Vol. 4, S. 28.
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Angesichts der sensiblen Klangbalance dieses Werkes sind diese Vorgaben des
Komponisten nicht willkürlich veränderbar. Erfolgen die Besetzungsangaben in dieser
Vollständigkeit, kann der Dirigent individuell überprüfen, ob die entsprechenden
personellen Voraussetzungen in seinem Orchester für eine erfolgversprechende Arbeit an
einem Werk gegeben sind.
6. Spieltechnische Anforderungen
Für Außenstehende ergibt sich das Problem einer nicht zu beurteilenden, sich subjektiv
darstellenden Einteilung der Orchesterliteratur in ›leicht‹ und ›schwer‹ und damit in
›machbar‹ oder ›nicht spielbar‹für das jeweilige Orchester. Wenn dies auch im einzelnen
aus einer Statistik, wie sie in Kap. 4.1 ermittelt wurde, nicht abzulesen ist, gibt es hier
doch Erfahrungswerte, die allein aufgrund der Häufigkeitsanalyse in die Betrachtung
mit einfließen können. Die Anregung durch andere Laienorchester könnte nach
dem Motto, »wenn die das gespielt haben, ist das auch etwas für uns«, eine
Entscheidungshilfe sein. Ein diesbezüglicher Informationsaustausch sollte über das
bisherige Maß (z.B. Zeitschrift des BDLO, ›Das Liebhaberorchester‹) hinaus intensiviert
werden.
Die Angaben eines Schwierigkeitsgrades z.B. im ›Nürnberger Katalog‹ des BDLO (1
= sehr leicht bis 6 = sehr schwer) gehen von der Prämisse aus: »Maßstab für
die Klassifizierung ist das Leistungsvermögen gut ausgebildeter und versierter
Amateurmusiker.«7
7 NÜRNBERGER KATALOG 1995, S. III.
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Sie sind als erste Orientierungshilfe sicher brauchbar, müssen aber für jedes Orchester
individuell bewertet werden.
7. Die Verfügbarkeit des Notenmaterials
Die Beschaffung des Notenmaterials eines gewünschten Werkes kann sehr unterschiedlich
vonstatten gehen. Entweder ist es käuflich und teuer, aber dem Orchester für
alle Zeiten ohne Mehrkosten verfügbar, oder es ist als Leihmaterial erhältlich.
Leihmaterial vom Verlag ist, verglichen mit käuflichem Material, relativ kostspielig,
zumal es sich oft in schlechtem Zustand befindet (Einzeichnungen, Radierungen
etc.). Vor diesem Hintergrund ist die Verfügbarkeit eines bestimmten Werkes
aus der Leihbibliothek des BDLO (und durch Vermittlung des BDLO für seine
Mitgliedsorchester aus weiteren Musikbibliotheken), der AGJO und weiterer Institutionen
in vielen Fällen ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Werkwahl. Hier
fallen Leihgebühren an, die deutlich geringer sind als die der Verlage. Innerhalb
des ständigen Angebotes der Musikverlage, welche das Standardrepertoire
entscheidend mitbestimmten, darf der Anreiz neu aufgelegter Orchestermaterialien
oder von Erstausgaben interessanter Wiederentdeckungen nicht unterschätzt
werden.8
8 Zwei markante Beispiele hierfür sind der jeweilige Siegeszug, den das ›Doppelkonzert für
zwei Flöten‹ von Cimarosa (vgl. Kap. 4.1.5. Holzbläser) und das ›Impromptu für
Streicher‹ von Sibelius (vgl. Kap. 4.1.6 Streicherwerke) nach der Veröffentlichung des
Orchestermaterials angetreten haben.
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