mit dem Konzertmeister bzw. die Berücksichtigung von Vorschlägen der
Orchestermitglieder voraus. Zwei Aussagen lassen auf eine paritätische Entscheidung von
Orchester und Dirigent schließen. In drei Orchestern ist der Vorstand maßgeblich
beteiligt. Ein Orchester hat ein derart differenziertes demokratisches Verfahren
entwickelt, daß sogar unterschiedliche Streicher- und Bläserinteressen berücksichtigt
werden.
Die exemplarischen Angaben zum gespielten Repertoire decken sich deutlich mit den in
Kap. 4.1. ermittelten Schwerpunkten. Orchesterliteratur der Klassik und Romantik, z.T.
der frühen Moderne, stehen im Vordergrund des Interesses. Namentlich Franz Schubert
ist häufig vertreten. Barockmusik wird bei mehreren Orchestern mit der z.T. Jahre
zurückliegenden Anfangsphase der Arbeit assoziiert. In zwei Fällen werden thematische
Schwerpunkte angegeben (Komponistinnen, Uraufführung eines avantgardistischen
Werkes für den Deutschen Orchesterwettbewerb). Das ›Orchester 91‹ (V 3) hat sich
mit seinem Repertoire, das mittlerweile Werke von Bruckner, Wagner, Mahler
und Strawinsky umfaßt, dem Standardrepertoire der Berufsorchester in einem
für Laienorchester außergewöhnlichen Maße angenähert. Mahlers ›Lieder eines
fahrenden Gesellen‹ und seine 1. Sinfonie sind in den zum Zeitpunkt der Befragung
laufenden Probenphasen erarbeitet worden und verdeutlichen die Zielsetzung der
künstlerischen Entwicklung, die auch mit der »Erarbeitung der großen [d.h.
spätromantischen] Orchesterliteratur« angegeben wurde. Im Vergleich zwischen ›Klassik
und Romantik‹ wird klassische (= Wiener) Sinfonik, vor allem Mozart und
Haydn, von einem Befragten als ›empfindlicher‹ (d.h. musikalisch schwieriger) als
romantische Literatur angesehen. Für ein anderes Orchester steht der Aspekt
im Vordergrund, daß bei romantischer Literatur (ab Schubert) stets das volle
Orchester beschäftigt ist. Nur zwei Orchester haben in den letzten Jahren ein
avantgardistisches Werk aufgeführt, ein Orchester wies mehrere Uraufführungen nicht
avantgardistischer Stilrichtung nach. Die Ablehnung avantgardistischer Musik
käme vor allem von den Streichern, so die Einschätzung aus der Perspektive
des Universitätsorchesters. Pädagogische Musik (z.B. Hindemith) wurde unter
diesem Stichwort nicht erwähnt. Als für Laienorchester geeignet sind Werke von
Britten, Bartók, Elgar und Respighi, vor allem für Streichorchester, genannt
worden.
Orchesterreisen sind vor allem von Instituts- und Stadtteilorchestern unternommen
worden, die dann mit einer außermusikalischen Motivation verknüpft waren
(Auslandskontakte, Musikgeschichte, Deutscher Orchesterwettbewerb, neue
Bundesländer). Zwei Orchestervertreter gaben Reisepläne als eine Zielvorstellung der
künftigen Orchesterarbeit an.
5.3.4. Verbesserungswünsche bezüglich des Bildungsauftrages und erkennbare
Desiderata in der aktuellen Orchestersituation
Betrachtet man die Antworten der Abschnitte 2–4 des Fragebogens jeweils in einer
Zusammenschau der vier Orchesterkategorien V, B, I und S, so werden aufgrund
erkennbarer Desiderata Verbesserungswünsche direkt formuliert, oder sie ergeben
sich aus den Antworten. Die aufgeführten Kriterien sind z.T. nur von einzelnen
Orchestervorständen genannt worden. Sie sind im folgenden unter besonderer
Berücksichtigung
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