- 149 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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mit dem Konzertmeister bzw. die Berücksichtigung von Vorschlägen der Orchestermitglieder voraus. Zwei Aussagen lassen auf eine paritätische Entscheidung von Orchester und Dirigent schließen. In drei Orchestern ist der Vorstand maßgeblich beteiligt. Ein Orchester hat ein derart differenziertes demokratisches Verfahren entwickelt, daß sogar unterschiedliche Streicher- und Bläserinteressen berücksichtigt werden.

Die exemplarischen Angaben zum gespielten Repertoire decken sich deutlich mit den in Kap. 4.1. ermittelten Schwerpunkten. Orchesterliteratur der Klassik und Romantik, z.T. der frühen Moderne, stehen im Vordergrund des Interesses. Namentlich Franz Schubert ist häufig vertreten. Barockmusik wird bei mehreren Orchestern mit der z.T. Jahre zurückliegenden Anfangsphase der Arbeit assoziiert. In zwei Fällen werden thematische Schwerpunkte angegeben (Komponistinnen, Uraufführung eines avantgardistischen Werkes für den Deutschen Orchesterwettbewerb). Das ›Orchester 91‹ (V 3) hat sich mit seinem Repertoire, das mittlerweile Werke von Bruckner, Wagner, Mahler und Strawinsky umfaßt, dem Standardrepertoire der Berufsorchester in einem für Laienorchester außergewöhnlichen Maße angenähert. Mahlers ›Lieder eines fahrenden Gesellen‹ und seine 1. Sinfonie sind in den zum Zeitpunkt der Befragung laufenden Probenphasen erarbeitet worden und verdeutlichen die Zielsetzung der künstlerischen Entwicklung, die auch mit der »Erarbeitung der großen [d.h. spätromantischen] Orchesterliteratur« angegeben wurde. Im Vergleich zwischen ›Klassik und Romantik‹ wird klassische (= Wiener) Sinfonik, vor allem Mozart und Haydn, von einem Befragten als ›empfindlicher‹ (d.h. musikalisch schwieriger) als romantische Literatur angesehen. Für ein anderes Orchester steht der Aspekt im Vordergrund, daß bei romantischer Literatur (ab Schubert) stets das volle Orchester beschäftigt ist. Nur zwei Orchester haben in den letzten Jahren ein avantgardistisches Werk aufgeführt, ein Orchester wies mehrere Uraufführungen nicht avantgardistischer Stilrichtung nach. Die Ablehnung avantgardistischer Musik käme vor allem von den Streichern, so die Einschätzung aus der Perspektive des Universitätsorchesters. Pädagogische Musik (z.B. Hindemith) wurde unter diesem Stichwort nicht erwähnt. Als für Laienorchester geeignet sind Werke von Britten, Bartók, Elgar und Respighi, vor allem für Streichorchester, genannt worden.

Orchesterreisen sind vor allem von Instituts- und Stadtteilorchestern unternommen worden, die dann mit einer außermusikalischen Motivation verknüpft waren (Auslandskontakte, Musikgeschichte, Deutscher Orchesterwettbewerb, neue Bundesländer). Zwei Orchestervertreter gaben Reisepläne als eine Zielvorstellung der künftigen Orchesterarbeit an.

5.3.4.  Verbesserungswünsche bezüglich des Bildungsauftrages und erkennbare Desiderata in der aktuellen Orchestersituation

Betrachtet man die Antworten der Abschnitte 2–4 des Fragebogens jeweils in einer Zusammenschau der vier Orchesterkategorien V, B, I und S, so werden aufgrund erkennbarer Desiderata Verbesserungswünsche direkt formuliert, oder sie ergeben sich aus den Antworten. Die aufgeführten Kriterien sind z.T. nur von einzelnen Orchestervorständen genannt worden. Sie sind im folgenden unter besonderer Berücksichtigung


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