Überzeugung, die gültigsten Kriterien für einen durchaus
auch missionierenden Idealismus orchestralen Laienmusizierens zu vertreten,
alle Gleichgesinnten verbandsmäßig zu organisieren und zu beeinflussen
suchte.157
157 »Die Mitgliedsorchester sind sehr unregelmäßig über das Bundesgebiet und
Westberlin verteilt. Die Lücken brauchen keineswegs zu bedeuten, daß es irgendwo an
Liebhaberorchestern völlig fehlt, sondern es spricht viel dafür, daß sie dem Bund bisher
noch nicht angehören. Die Musikfreunde der Mitgliedsorchester werden dringend gebeten,
der Geschäftsstelle des Bundes Existenz und Anschrift von noch außenstehenden
Musiziergemeinschaften mitzuteilen, ebenso aber diese auf die Existenz und Anschrift des
Bundes hinzuweisen. Es wäre ein übertriebenes Ausschließlichkeitsstreben, an einem
Ort das einzige Mitgliedsorchester des Bundes sein zu wollen [. . .] Auch nur
locker gefügte, unselbständige oder spezialisierte Spielgemeinschaften verdienen
unsere Aufmerksamkeit, weil sie möglicherweise zur zukünftigen Entwicklung
Entscheidendes beitragen [. . .] (Werbeaktion im Herbst 1972 mit einem Blatt
›Warum Mitglied im Bund Deutscher Liebhaberorchester‹).« Vgl. Vorstand des
BDLO, in DLO 1972, Mitteilungen 2, S. 1 f und DLO 1972, Mitteilungen 4,
S. 3.
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Konkreter Hintergrund ist jedoch die finanzielle und konzeptionelle Krise
des BDLO in diesen Jahren: »Die Schwierigkeit war finanziell die schlechte
Zahlungsmoral«158
Eine Vereinsmüdigkeit gerade der mittleren und höheren Bildungsschichten der
bundesdeutschen Gesellschaft ging einher mit fehlendem Bemühen und folglich
mangelnder Kenntnis der sich verändernden Strukturen, Vorgänge und Spielräume in der
Kulturpolitik. An Versuchen, die Vereinsarbeit von persönlichen Querelen zu abstrahieren
und damit gegenstandsidealistisch statt gesellschaftsideologisch darzustellen, mangelte es
nicht.159
159 »Ein Verein wird von einer Idee getragen. Beide, Verein und Idee, müssen sich in der
Umwelt, in die sie hineingestellt sind, bewähren. Idee und Umwelt tragen den Verein oder
lassen ihn ins Vergessen versinken. Deshalb ist eine Vereinsgeschichte immer die
Geschichte einer Idee und einer Umwelt, erst in zweiter Linie die Geschichte der
Personen, welche die Idee zu verwirklichen trachten.« (MOTZ, in DLO 1970, Heft 1,
S. 11.)
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Zunehmend standen ganz pragmatische Fragen im Zentrum schriftlicher Stellungnahmen
im Verbandsorgan, in Rundschreiben, Gesprächen und überregionaler Verbandsarbeit:
Die Geschäftsstelle wünschte die Intensivierung der Kontakte ihrer Mitgliedsorchester
untereinander. Jedes sollte von jedem ein Konzertprogramm eines jeden Projektes
erhalten,160
160 1972 war die benötigte Zahl auf 90 Stück (!!) angewachsen, eine Zahl, die für die
veranstaltenden Orchester bereits eine finanziell beachtenswerte Größe erreicht hat, und
für den Verteiler einen erheblichen Arbeitsaufwand bedeutet.
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ein Vorhaben, das bald an die Grenzen seiner Durchführbarkeit stieß. So
wird bis zur Gegenwart je ein Exemplar in der Geschäftsstelle archiviert.
Interessenten können diese Sammlungen einsehen, das Interesse ist jedoch
gering.161
161 Telefonische Auskunft von HANS LINDER (Schriftführer) im Februar 1994.
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Mit Nachdruck wurde jedoch versucht, auch in Krisenzeiten, als die Mitteilungsblätter das DLO
ersetzten (1971–1976), die stattgefundenen Konzerte mit den gespielten Werken wenigstens
aufzulisten. Von 1952 an war dies als »lebenswichtig für die Aufgaben des Bundes« angesehen
worden.162
162 DLO 1957, Heft 3, S. 51.
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Als Auswahlkriterien wurden benannt: ›Wertvolle Werke‹,
›zeitgenössische Werke‹, ›selten Gespieltes‹ und ›außergewöhnlicher
Aufführungsrahmen‹.163
163 DLO 1972, Mitteilungen 2, S. 5.
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Doch auch hierbei mußte manchem Orchester auf die Sprünge geholfen werden: Die
Redaktion bittet um genaue Werkbezeichnungen in den Programmen. Neben »SWV, BWV,
Hob., D« u.a. wird darauf hingewiesen, »Dvo áks 9. ist nicht die 5.!« Bei Bruckner sei
die Fassung zu erwähnen u.a.m., denn »wer die Programme aufmerksamer liest, um für
das eigene Orchester
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