- 131 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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der konkreten Musikausübung, die z.T. über Jahre hinweg kontrovers diskutiert wurden. Weiterhin zweigleisig auf Werke und Spieler ausgerichtet, wurde die Frage gestellt, ob diese »Entwicklung der deutschen Liebhaberorchester« quantitativ oder auch qualitativ bestimmt und steuerbar sei.143
143 ERPF führte in seinem Festvortrag aus, »der quantitative Umfang des Laienmusizierens« sei kein Sorgenpunkt, aber die »Qualität des Musizierens [. . .] Vielleicht dürfte man es in unserer Zeitlage sogar in einem neuen Sinne als ›Fortschritt‹ bezeichnen, wenn das Laienmusizieren nach Umfang, Aktivität und Qualität eine Steigerung erfahre? Vielleicht vollziehen sich in diesem Bereich heute Entwicklungen, die, der Öffentlichkeit noch nicht sichtbar, erhebliche Wandlungen der Musikpflege herbeiführen können«. (ERPF, in DLO 1960, Heft 3, S. 47.)
Nach Konflikten innerhalb der Vorstandschaft des BDLO kam es 1967 zum Wechsel an der Spitze. Die Überlegung, eine Persönlichkeit zu suchen, die auf kulturpolitischer Bühne ebenso wie auf dem Konzertpodium als Musiker versiert und mit andragogischen Problemfeldern vertraut war sowie eine spezifische Form des Musikmanagements auf der Basis einer fundierten bildungs- und kulturpolitischen Position des Verbandes hätte vertreten können, hat es offensichtlich nicht gegeben. Ein Mann aus den eigenen Reihen, WOLFGANG SCHÄFER,144
144 Vgl. Kap. 2.1. SCHÄFER selbst berichtete: »Es wurde im Januar 1967 eine Sondersitzung einberufen, da ging es dann hart her. Und da ich völlig unbeteiligt war, wurde vorgeschlagen, ich solle die Sitzung leiten. Da ahnte ich schon, wenn ich die Sitzung heil über die Bühne bringe, dann erreicht es mich. Und so ist es dann auch gekommen.« (SCHÄFER, FB 1).
wurde für den Verband zum Hoffnungsträger für eine zeitgemäße, kulturpolitisch und soziologisch aktivere Vereinspolitik. Es kam zu ideellen Schwerpunktverschiebungen und veränderten Aktivposten:145
145 In der Protokoll-Kurzfassung der Mitgliederversammlung des BDLO am 21./22. 5. 1971 in Kaiserslautern heißt es unter TOP 5: »Herr Prof. SCHÄFER beantragt, bei künftigen Bundestagungen die künstlerischen und organisatorischen Belange zu trennen. Es erfolgt kein Widerspruch dagegen.« Und TOP 6: »Unter der Bedingung, daß Herr Prof. SCHÄFER künftig nur noch die Verhandlungen mit dem Ausland und den Ministerien beibehält, während alle anderen Angelegenheiten von seinem Stellvertreter und dem Schriftführer erledigt werden, will Prof. SCHÄFER den Vorsitz des BDLO beibehalten.«(Redaktion DLO 1971, Mitteilungen 1, S. 4.)
  • Demokratisches Vereinsprinzip durch Wahl der Landeswalter.
  • Konzeption der Bundestagung mit dem Musizieren von ›ad-hoc-Orchestern‹ in einer verkürzten, öffentlichen Probenphase als überregionales Projekt.
  • Strikte Ablehnung des Wettbewerbgedankens für BDLO-Orchester.
  • Logistische Hilfe bei der Werkwahl unter besonderer Berücksichtigung der zeitgenössischen Musik.
  • Unterstützung von gemeinschaftlichen Chor-Orchester-Projekten.
  • Öffentliche Propagierung des Selbstverständnisses der ›kulturellen Pionierarbeit‹ des Verbandes.146
    146 Hierunter verstand SCHäFER in erster Linie die Verleihung der PRO-MUSICA-Plakette (SCHäFER FB 1).
  • Kontakt zum benachbarten Ausland in West- und Osteuropa.

Dem Kulturprogramm beließ der neue Vorstand in unveränderter Gestalt seine Gültigkeit. Es wurde als ›Dokument‹ angesehen, das Tradition und Kontinuität verkörperte. Eine Neukonzeptionierung und schriftliche Fixierung der sich verändernden Vereinsziele, möglicherweise mit einer zeitgemäßen und zukunftsorientierten Perspektive, fand im Zuge dieses Einschnittes in die Verbandsgeschichte nicht statt.


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