der
konkreten Musikausübung, die z.T. über Jahre hinweg kontrovers diskutiert wurden. Weiterhin
zweigleisig auf Werke und Spieler ausgerichtet, wurde die Frage gestellt, ob diese »Entwicklung
der deutschen Liebhaberorchester« quantitativ oder auch qualitativ bestimmt und steuerbar
sei.143
143 ERPF führte in seinem Festvortrag aus, »der quantitative Umfang des Laienmusizierens«
sei kein Sorgenpunkt, aber die »Qualität des Musizierens [. . .] Vielleicht dürfte man es in
unserer Zeitlage sogar in einem neuen Sinne als ›Fortschritt‹ bezeichnen, wenn das
Laienmusizieren nach Umfang, Aktivität und Qualität eine Steigerung erfahre? Vielleicht
vollziehen sich in diesem Bereich heute Entwicklungen, die, der Öffentlichkeit noch nicht
sichtbar, erhebliche Wandlungen der Musikpflege herbeiführen können«. (ERPF, in DLO
1960, Heft 3, S. 47.)
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Nach Konflikten innerhalb der Vorstandschaft des BDLO kam es 1967 zum
Wechsel an der Spitze. Die Überlegung, eine Persönlichkeit zu suchen, die auf
kulturpolitischer Bühne ebenso wie auf dem Konzertpodium als Musiker versiert
und mit andragogischen Problemfeldern vertraut war sowie eine spezifische
Form des Musikmanagements auf der Basis einer fundierten bildungs- und
kulturpolitischen Position des Verbandes hätte vertreten können, hat es
offensichtlich nicht gegeben. Ein Mann aus den eigenen Reihen, WOLFGANG
SCHÄFER,144
144 Vgl. Kap. 2.1. SCHÄFER selbst berichtete: »Es wurde im Januar 1967 eine Sondersitzung
einberufen, da ging es dann hart her. Und da ich völlig unbeteiligt war, wurde
vorgeschlagen, ich solle die Sitzung leiten. Da ahnte ich schon, wenn ich die Sitzung heil
über die Bühne bringe, dann erreicht es mich. Und so ist es dann auch gekommen.«
(SCHÄFER, FB 1).
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wurde für den Verband zum Hoffnungsträger für eine zeitgemäße, kulturpolitisch und soziologisch
aktivere Vereinspolitik. Es kam zu ideellen Schwerpunktverschiebungen und veränderten
Aktivposten:145
145 In der Protokoll-Kurzfassung der Mitgliederversammlung des BDLO am 21./22. 5. 1971
in Kaiserslautern heißt es unter TOP 5: »Herr Prof. SCHÄFER beantragt, bei
künftigen Bundestagungen die künstlerischen und organisatorischen Belange
zu trennen. Es erfolgt kein Widerspruch dagegen.« Und TOP 6: »Unter der
Bedingung, daß Herr Prof. SCHÄFER künftig nur noch die Verhandlungen mit dem
Ausland und den Ministerien beibehält, während alle anderen Angelegenheiten von
seinem Stellvertreter und dem Schriftführer erledigt werden, will Prof. SCHÄFER
den Vorsitz des BDLO beibehalten.«(Redaktion DLO 1971, Mitteilungen 1,
S. 4.)
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- Demokratisches Vereinsprinzip durch Wahl der Landeswalter.
- Konzeption der Bundestagung mit dem Musizieren von ›ad-hoc-Orchestern‹ in einer
verkürzten, öffentlichen Probenphase als überregionales Projekt.
- Strikte Ablehnung des Wettbewerbgedankens für BDLO-Orchester.
- Logistische Hilfe bei der Werkwahl unter besonderer Berücksichtigung der
zeitgenössischen Musik.
- Unterstützung von gemeinschaftlichen Chor-Orchester-Projekten.
- Öffentliche Propagierung des Selbstverständnisses der ›kulturellen Pionierarbeit‹
des Verbandes.146
146 Hierunter verstand SCHäFER in erster Linie die Verleihung der PRO-MUSICA-Plakette
(SCHäFER FB 1).
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- Kontakt zum benachbarten Ausland in West- und Osteuropa.
Dem Kulturprogramm beließ der neue Vorstand in unveränderter Gestalt
seine Gültigkeit. Es wurde als ›Dokument‹ angesehen, das Tradition und
Kontinuität verkörperte. Eine Neukonzeptionierung und schriftliche Fixierung
der sich verändernden Vereinsziele, möglicherweise mit einer zeitgemäßen und
zukunftsorientierten Perspektive, fand im Zuge dieses Einschnittes in die
Verbandsgeschichte nicht statt.
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