verständnisvoll zugetane und geschickte Geburtshelfer der ersten bahnbrechenden Tagung
[Bad Pyrmont 1930], bestand nicht mehr. Eine entsprechende Zentralbehörde
war nicht geschaffen worden. Wie tröstlich, daß sich in der Kulturabteilung des
Bundesministeriums des Innern ein Ersatz, allerdings mit äußerst beschränkten Mitteln,
bot.«118 Ab
Oktober 1952 erschien die Verbandszeitschrift ›Das Liebhaberorchester‹ [DLO], und die Anstrengungen
der Verbandsführung galten vorrangig der Etablierung turnusmäßiger ›Bundestagungen‹ der
Mitgliedsorchester.119
119 »Es ergab sich nun von selbst, die Durchführung der Bundestagungen abwechselnd in
den einzelnen Bundesländern mit Zuwendungen der Kultusministerien und der
Tagungsorte zu ermöglichen und ihre Fortführung in zweijährigem Turnus einzuleiten.«
(MANTZE 1965, S. 45.)
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KARL KOHLER benannte zur Wiedergründung des Dachverbandes 1952 einige
kritische Punkte, die auf einen speziellen, zielgerichtet betreuenden Umgang mit
Laienorchestern abzielten. Er implizierte einen eindeutigen Bildungsauftrag der
Laienorchester, wenn er die »Vernachlässigung des Nachwuchses, die starke
Annäherung der Musikproben an die Arbeitsweise der Berufsorchester, die Begleitung
von professionellen, nicht aus den eigenen Reihen kommenden Solisten, die zu
schweren Stücke und die Profilierungsbestrebungen der Berufsdirigenten mit Laien«
kritisierte.120
120 KOHLER, in DLO 1952, Heft 1, S. 5.
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SCHÄFER sah die Nachwuchsfrage allerdings in Abhängigkeit von der Ausbildungssituation
vor und nach dem Krieg. Die Älteren hätten sich stärker der Hausmusik angeschlossen
und erst die Nachkriegsgeneration sei wieder zum Orchesterspiel hingeführt
worden.121
Man kann heute nur spekulieren, ob durch den Ansatz zur Verbandsgründung
von KEIP, hätte dieser sich deutlicher profilieren können, bereits ab 1950 eine
möglicherweise stärker von der Basis bestimmte, aber auch leistungs-, wettbewerbs- und
kommunikationsorientierte Entwicklung eingeleitet worden wäre. Auslandskontakte als
kultureller Beitrag zur Völkerverständigung, Wertungsspiele und der Leistungsgedanke,
mit Blick auf den Nachwuchs, aber auch eine stärkere Verknüpfung finanzieller und
inhaltlicher Art mit der Musikindustrie hätten zu zentralen und richtungsweisenden
Elementen werden und möglicherweise den Leistungsgedanken als Bildungsmotivation
stärker betonen können. So aber gab das Kulturprogramm des BDLO von
1954122
für das folgende Vierteljahrhundert die programmatische Richtung mit inhaltlichen und
kulturpolitischen Absichtserklärungen vor. Präambel und die Paragraphen 1–5 definieren
die ideellen Grundsätze in erster Linie durch Abgrenzung gegenüber
- den ›durch Vermassung und Technisierung drohenden Volksgefahren‹ [gemeint ist
der Medienkonsum und die wachsende Vermarktung von Tonträgern].
- ›gewerblicher Betätigung‹ und ›wirtschaftlichen Wettbewerb‹ im Stile der
Berufsmusiker.
- vorwiegend ›geselligen‹ Vereinsstrukturen.
- der ›Selbstdarstellung‹ in Konzerten als Hauptziel der Arbeit.
- ›Wettbewerbsbestrebungen‹, die dem Sportbetrieb entlehnt sind.
Es blieben als ›Aktivposten‹ folgende ›Grundsätze‹, die für die Betroffenen in ihrer
konkreten Bedeutung und Durchführung nicht näher definiert wurden: Nicht jedem
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