- 126 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (125)Nächste Seite (127) Letzte Seite (246)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

verständnisvoll zugetane und geschickte Geburtshelfer der ersten bahnbrechenden Tagung [Bad Pyrmont 1930], bestand nicht mehr. Eine entsprechende Zentralbehörde war nicht geschaffen worden. Wie tröstlich, daß sich in der Kulturabteilung des Bundesministeriums des Innern ein Ersatz, allerdings mit äußerst beschränkten Mitteln, bot.«118
118 MANTZE 1965, S. 45.
Ab Oktober 1952 erschien die Verbandszeitschrift ›Das Liebhaberorchester‹ [DLO], und die Anstrengungen der Verbandsführung galten vorrangig der Etablierung turnusmäßiger ›Bundestagungen‹ der Mitgliedsorchester.119
119 »Es ergab sich nun von selbst, die Durchführung der Bundestagungen abwechselnd in den einzelnen Bundesländern mit Zuwendungen der Kultusministerien und der Tagungsorte zu ermöglichen und ihre Fortführung in zweijährigem Turnus einzuleiten.« (MANTZE 1965, S. 45.)
KARL KOHLER benannte zur Wiedergründung des Dachverbandes 1952 einige kritische Punkte, die auf einen speziellen, zielgerichtet betreuenden Umgang mit Laienorchestern abzielten. Er implizierte einen eindeutigen Bildungsauftrag der Laienorchester, wenn er die »Vernachlässigung des Nachwuchses, die starke Annäherung der Musikproben an die Arbeitsweise der Berufsorchester, die Begleitung von professionellen, nicht aus den eigenen Reihen kommenden Solisten, die zu schweren Stücke und die Profilierungsbestrebungen der Berufsdirigenten mit Laien« kritisierte.120
120 KOHLER, in DLO 1952, Heft 1, S. 5.
SCHÄFER sah die Nachwuchsfrage allerdings in Abhängigkeit von der Ausbildungssituation vor und nach dem Krieg. Die Älteren hätten sich stärker der Hausmusik angeschlossen und erst die Nachkriegsgeneration sei wieder zum Orchesterspiel hingeführt worden.121
121 SCHÄFER, FB 1.
Man kann heute nur spekulieren, ob durch den Ansatz zur Verbandsgründung von KEIP, hätte dieser sich deutlicher profilieren können, bereits ab 1950 eine möglicherweise stärker von der Basis bestimmte, aber auch leistungs-, wettbewerbs- und kommunikationsorientierte Entwicklung eingeleitet worden wäre. Auslandskontakte als kultureller Beitrag zur Völkerverständigung, Wertungsspiele und der Leistungsgedanke, mit Blick auf den Nachwuchs, aber auch eine stärkere Verknüpfung finanzieller und inhaltlicher Art mit der Musikindustrie hätten zu zentralen und richtungsweisenden Elementen werden und möglicherweise den Leistungsgedanken als Bildungsmotivation stärker betonen können. So aber gab das Kulturprogramm des BDLO von 1954122
122 Siehe ANLAGE IV.
für das folgende Vierteljahrhundert die programmatische Richtung mit inhaltlichen und kulturpolitischen Absichtserklärungen vor. Präambel und die Paragraphen 1–5 definieren die ideellen Grundsätze in erster Linie durch Abgrenzung gegenüber
  • den ›durch Vermassung und Technisierung drohenden Volksgefahren‹ [gemeint ist der Medienkonsum und die wachsende Vermarktung von Tonträgern].
  • ›gewerblicher Betätigung‹ und ›wirtschaftlichen Wettbewerb‹ im Stile der Berufsmusiker.
  • vorwiegend ›geselligen‹ Vereinsstrukturen.
  • der ›Selbstdarstellung‹ in Konzerten als Hauptziel der Arbeit.
  • ›Wettbewerbsbestrebungen‹, die dem Sportbetrieb entlehnt sind.

Es blieben als ›Aktivposten‹ folgende ›Grundsätze‹, die für die Betroffenen in ihrer konkreten Bedeutung und Durchführung nicht näher definiert wurden: Nicht jedem


Erste Seite (i) Vorherige Seite (125)Nächste Seite (127) Letzte Seite (246)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 126 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit