Die Satzung des BDLO gibt als Vereinsziel die Anerkennung als »volksbildend tätig«
zwecks Steuerbefreiung an, und zur Erreichung dieses Vereinszieles sah man einen Noten-
und Programmaustausch sowie die gegenseitige Unterstützung bei Veranstaltungen vor, die
Förderung der Aufführung zeitgenössischer Musik, einen kontinuierlichen Informationsfluß
durch eine Verbandszeitschrift und die Aufklärung der Öffentlichkeit über die
Verbandsziele.101
Allerdings verschoben sich die Schwerpunkte der Verbandsarbeit in den folgenden Jahrzehnten
je nach den persönlichen Interessen und Handlungsspielräumen der Ersten Vorsitzenden.
Bereits 1928 gab Menge das Amt des 1. Vorsitzenden wegen »beruflicher Überlastung und
Anwachsen der Bundesgeschäfte«, eher aber wohl wegen finanzieller Schwierigkeiten des
Vereins,102
102 Es gab Außenstände an Druckkosten für die Zeitschrift und eine schlechte Zahlungsmoral
der Mitglieder. (Siehe SCHÄFER 1999, S. 10.)
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auf und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Neuer Vorsitzender wurde ein enger
Mitarbeiter Menges, der in Berlin praktizierende Zahnarzt Dr. GEORG MANTZE. Mit ihm
wählte man einen Vereinsvorsitzenden, dessen Engagement und Organisationstalent
sich als enorm erwiesen, der hauptberuflich aber nicht musikbezogen tätig
war.103
103 Die Schilderung seiner Einflußnahme durch seinen späteren Nachfolger im BDLO-Vorsitz,
WOLFGANG SCHÄFER, trägt neben einer realistischen Einschätzung anekdotische Züge
(SCHÄFER, FB 1): »Mantze ist Zahnarzt gewesen, hat aber als Student schon im
Akademischen Orchester Berlin (AOB) als Cellist gespielt und war inzwischen der
organisatorische Leiter des AOB. Und mit diesem Orchester hat er wohl in Berlin einiges
Aufsehen erregt, weil sie gute Leute, gute Dirigenten hatten, und, was immer
besonders herausgestellt wird, daß sie in den 1920er-Jahren auch eine Reise nach
Schweden unternommen haben, das war wohl so ein Markstein. Mantze selbst
war stark musikinteressiert, er habe auch einige Semester Musikwissenschaft
studiert, und dadurch, daß er als Zahnarzt prinzipiell keine Zähne ziehen, sondern
konservieren wolllte, was er mit ungeheurem Geschick tat, hatte er logischerweise
alle Bläser von den Berliner Philharmonikern und anderer Berufsorchester als
Patienten. Das sprach sich herum. Von Anfang an hatte er somit Zugang zu den
musikalischen Kreisen Berlins. Das gab ihm seine ungeheure Stellung, die er dann auch
ausgenutzt hat, bezeichnenderweise für das AOB, das war der Nabel seiner
Welt.«
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Mantze
veranlaßte die Umbenennung der Organisation in ›Reichsbund Deutscher Orchestervereine‹
(RDOV), die Eintragung in das Vereinsregister des Deutschen Reiches und die regionale Einteilung
in ›5 Gaue‹.104
104 Es wäre historisch unkorrekt, diese Termini, die unter der NSDAP wenige Jahre später
gezielte Verwendung fanden, bereits politisch beladen zu wollen. Die 5 Gaue des
RDOV waren gegliedert in : I Nord, II Mitte und Ost, III Süd, IV Südwest, V
West.
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Die Verlegung der Geschäftsstelle nach Berlin wurde zum 1. 1. 1929 beschlossen
und war in dem Wechsel der Vorstandsschaft begründet, da Mantze in Berlin
tätig war. Doch es gab auch kritische Stimmen aus verschiedenen Orchestern,
die stärkste Kulmination von Laienorchestern befände sich in Süd- und
Mitteldeutschland, so daß Berlin für intensive Kontakte zur Geschäftsstelle zu abgelegen
sei.105
Andererseits gab es über das Akademische Orchester Berlin direkte
Verbindungen in die fachwissenschaftliche und kulturpolitische Szene der
Reichshauptstadt. Zwei ehemalige Mitglieder des Akademischen Orchesters waren
inzwischen in der professionellen Musikszene etabliert, der eine, GEORG
SCHÜNEMANN,106
106 SCHÜNEMANN (1884–1945) war etwa gleichaltrig mit MANTZE (1888–1983), sie kannten
sich sicher bereits aus der Studienzeit. SCHÜNEMANN hat eine Arbeit Zur Geschichte
des Dirigierens veröffentlicht und sich mit Fragen der Musikerziehung befaßt
(Musikerziehung I. Teil, Die Musik in Kindheit und Jugend, Schule und Volk, Leipzig
1930.)
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als Professor
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