dieser über den Unterricht hinausgehenden Schulgemeinschaft kam der Musik
ein besonderer Stellenwert zu. Er hielt die Orchestermusik des Früh- und Hochbarock unter
dieser Prämisse für geeigneter und für spieltechnisch einfacher als die Werke der Klassik. Er
gab entsprechendes Material in der Sammlung ›Spielmusiken für kleines Streichorchester‹
heraus. Der Erfolg brachte ihm einige Jahre später auch Jödes Anerkennung
ein.88
88 JÖDE (Nachwort zur Instrumentalsammlung ›Der Spielmann‹, Wolfenbüttel 1933) in
REINFANDT, S. 228.
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Darüberhinaus wünschte Höckner mehr zeitgenössische Kompositionen für Laienniveau.
Er konnte PAUL HINDEMITH dafür gewinnen, einige Werke unter diesem Aspekt für sein
Schulorchester zu schreiben, von deren Aufführung der Komponist angenehm überrascht
berichtete:
»Gestern habe ich in Bieberstein die ›nach Maß‹ angefertigte Orchestermusik
[op. 43, 1] gehört. Sie macht sich gut, die Buben haben sie ganz ohne Dirigenten
absolut sicher und mit viel Freude gespielt – ein Zeichen, daß die neue Musik
immerhin zu begreifen ist.«89
89 Brief Hindemiths an den Schott-Verlag vom 7.3.1927, zit. in SCHUBERT, S. 67.
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Vorausgegangen war eine Einladung Jödes an Hindemith, eine Veranstaltung
zur Fortbildung und ideologischen Ausrichtung der Musikantengilde zu
besuchen.90
90 Die 1. Reichsführerwoche der Musikantengilde in Brieselang bei Berlin vom 3.-10. Okt.
1926.
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Hindemith glaubte in dieser Organisation ein potentielles Bildungsbedürfnis
und die Chance zu erkennen, Interesse für neue Musik zu
wecken91
91 »Ich denke mir, daß Sie bald mit ganz bestimmten Aufforderungen von für Sie geeigneter
Musik an verschiedene Komponisten herantreten müßten.« (Brief Hindemiths an JÖDE
vom 12.10.1926, zit. bei SCHUBERT, S. 67.)
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und komponierte
mehrere Werke zu diesem Zweck.92
92 Er begann mit ›Spielmusik für Streichorchester, Flöten und Oboen‹ op. 43,1 (1927) und
ließ folgen: ›Schulwerk für Instrumental-Zusammenspiel‹ op. 44, 1–5 (1927, aufbauend
von 2 chorischen Violinen bis zum 5-stimmigen Streichorchester); ›Tuttifäntchen‹,
(1922, später bearbeitet zu: ›Suite für kleines Orchester‹); ›Sing- und Spielmusik
für Liebhaber und Musikfreunde‹ op. 45, 1–5 (1928/29, vokal - instrumental
gemischt); ›Plöner Musiktag‹ A-D (1932, vokal und instrumental gemischt,
Auftragswerk.)
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Allen diesen Werken hat Hindemith einen klaren Übungscharakter und
Anpassungsmöglichkeiten an die Ausführbarkeit zugrunde gelegt. Instrumentation und Tonsatz
sind variabel gehalten, so daß jeder Aufführung erst eine spezielle Einrichtung des Materials
vorausgehen mußte. Diese Kompositionen waren nicht für die offizielle Konzertszene
gedacht.93
93 Im Vorwort zum ›Plöner Musiktag‹ wollte Hindemith Mißverständnisse von vorneherein
ausschließen, wobei eine fast feindselige Position gegenüber dem kommerziellen und
professionellen Konzertbetrieb durchschimmert: »Dem Zweck entsprechend, die
musikliebende Jugend zu belehren und zu unterhalten [. . .] glaube ich deshalb, in der
Auswahl der Mittel reichlich vorsichtig gewesen zu sein [. . .] Wenn auch bei
Aufführungen von Musikstücken dieser Art nach möglichster Vollkommenheit getrachtet
werden soll, so ist doch im Aufbau und im Satz der Stücke auf eine gewisse
Unbeholfenheit der Spieler Rücksicht genommen, die der Leiter des Studiums nicht
unterdrücken sollte. Es hätte gar keinen Sinn, Stücke dieser Art mit der glatten Brillianz
eines hochgezüchteten Berufsorchesters vorzuführen, wie es ebenso falsch wäre, sie in
einem großstädtischen Konzertsaal einem neugierigen Publikum darzubieten.«
(HINDEMITH, Vorwort zu ›Plöner Musiktag – Tafelmusik/Partitur‹, Edition Schott Nr.
1623; Vgl. auch sein Vorwort zu ›Frau Musica‹ op. 45,1, zit. bei SCHUBERT,
S. 69.)
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Hindemiths Laienmusik war in der Jugendmusikbewegung jedoch umstritten. Sie galt zwar als
Schulwerk, wurde aber aufgrund ihrer weiterführenden Zielsetzung als zu anspruchsvoll abgelehnt,
94
94 »um [. . .] von Stufe zu Stufe bis zu jenen überfeinerten höchst differenzierten
Kunstwerken hinzuführen«. So formuliert ein Vertreter der Musikantengilde, zit. bei
SCHUBERT, S. 68.
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dafür
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