Eine Entwicklung, die sich in den
Bereichen Streich- und Kammerorchester sowie in Bläserensembles vollzogen
hat, indem das Repertoire sich vergrößerte und mehr zeitgenössische Musik
berücksichtigt wurde, hat WÖHLER bereits wahrnehmen können. Einige Jahre später
empfahl er bei der Literaturwahl einen Mittelweg zwischen der Freude an beliebten
›Standardwerken‹ und dem kulturellen Auftrag zugunsten unbekannter und
zeitgenössischer Literatur: »Lebendigerhaltung von Werken, die – aus welchen Gründen
auch immer – nicht mehr oder nur noch selten beachtet werden [. . .] Vor allem ist die
Musik des späten 19. und 20. Jahrhunderts für Liebhabermusiker nur in seltenen
Fällen spielbar, was ganz besonders für die ›Neue Musik‹ im engeren Sinne gilt.
Tunlichst sind von einem Laienorchester auch die großen Standardwerke, die jedem
Musikfreund heutzutage in erstklassigen Wiedergaben geläufig sind, zu vermeiden,
um den Gedanken an Vergleiche gar nicht erst aufkommen zu lassen. (Dabei
machen gerade diese Werke wegen ihres musikalischen Gehaltes den Spielern die
meiste Freude und vermögen – das darf wieder wegen der finanziellen Seite nicht
ganz außer acht gelassen werden – am ehesten, bei Konzerten eine Besucherzahl
anzulocken.)«53
53 WÖHLER, in DLO 1971, Heft 1, S. 15.
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Die Frage nach einem eigenem Laienorchesterprofil wird sich daraufhin für die Werke
sinfonischer Besetzung gegenüber den Berufsorchestern besonders nachdrücklich
stellen.
Die jüngste Repertoireanalyse stammt von FRAUKE PEUKER-HOLLMANN aus dem
Jahre 1995. Sie hat die Jahre 1990–1994 ausschließlich nach Häufigkeitskriterien einzelner
Komponisten und Werke untersucht. Ihr Fazit lautet: »Der Liebhabermusiker möchte sich
auch allzu gerne an den (zu) schweren Werken des allgemeinen Konzertbetriebs
versuchen, auch wenn das Ergebnis unbefriedigend bleiben muß [. . .] Der Zuhörer, der
sich in das Konzert eines Liebhaberorchesters begibt, sollte [. . .] erkennen, daß es nicht
die Absicht der Liebhaberorchester ist, mit dem professionellen Konzertbetrieb zu
konkurrieren«.54
54 PEUKER-HOLLMANN, in DLO 1995, Heft 2, S. 7.
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Ihr Querschnitt beabsichtigt keine umfassende
Repertoireanalyse,55
55 »Konzerte mit sog. Nummernprogrammen aus den Bereichen Oper – Operette – Musical
oder dem Kurmusikgenre wurden nur insoweit erfaßt, als in diesen Konzerten stets
wiederkehrende Komponisten wie z.B. Joh. Strauß Vater und Sohn mit in die
Aufstellung genommen wurden.« (PEUKER-HOLLMANN, DLO 1995, Heft 1,
S. 1.)
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sondern eruiert je eine ›Hit-Liste‹ der am häufigsten gespielten Komponisten bzw. Werke.
Hier das Ergebnis ihrer Auszählung für die ersten Plätze:
Liste I: Komponisten
- W. A. Mozart
- J. Haydn
- A. Vivaldi
- J. S. Bach
- G. F. Händel
- L. v. Beethoven
- A. Dvo
ák
- F. Schubert
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