- 100 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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jedoch, daß dies die Ausnahmen sind, denn quantitativ stehen wiederum Werke aus Barock und Klassik im Vordergrund, z.B. die Concerti grossi op. 3 von Händel, die ja in direkter Nähe zu der Werkgruppe op. 6 für Streicher stehen, oder Mozarts ›Musikalischer Spaß‹ KV 522 für 2 Hörner und Streicher, die durchgängig im Repertoire zu finden sind. Hinzu kommen, in ähnlicher Häufigkeit, als ›Klassiker der Moderne‹ Bartóks ›Rumänische Volkstänze‹ (2.0.2.2. – 2.0.0.0. und Streicher). W. A. Mozarts ›Musikalischer Spaß‹ dürfte ebenso wie L. Mozarts ›Musikalische Schlittenfahrt‹ (0.2.0.2. – 2.2.0.0. – 1. – Streicher) oder Hindemiths ›Tuttifäntchen‹ (1.1.1.1. – 1.1.0.0. – 1.1. – Streicher) aufgrund ihrer originellen Grundidee und des entsprechenden Titels geschätzt werden. Anders als in der Kategorie Streicherwerke bleibt die Epoche der Romantik durchweg unterrepräsentiert. In den 1950er und 1960er Jahren wurden noch vielfach die sog. ›Spielmusiken‹ aufgeführt (vgl. Kap. 4.3), die zwar oft den variierenden Besetzungen sehr flexibel Rechnung tragen, aber schon bald als zu pädagogisierend und musikalisch zu schwach abqualifiziert wurden (›Spielmusiken‹ für kleine, in der Besetzung oft variable Orchester mit einem vier- bzw. fünfstimmigen Streichersatz als Basis von Bräutigam, Degen, Hindemith, Marx, Sutermeister, Zipp, Zoll u.a.).

4.1.7.  Orchesterbegleitete Vokalwerke

Der Anteil der orchesterbegleiteten Vokalwerke läßt sich sinnvoll in Bühnenwerke oder Auszüge derselben (Oper, Operette, Musical), Chorwerke (Oratorien, Messen u.a.) und orchesterbegleitete Gesangssoli differenzieren. Bei Kantaten finden sich erwartungsgemäß Mischformen durch die Beteiligung entweder nur von Solisten oder nur vom Chor oder – dies ist der häufigste Fall – von beiden. Die Unterscheidung zwischen weltlicher und geistlicher Vokalliteratur ist ein weiteres Kriterium zur näheren Analyse der Konzertpraxis von Laienorchestern, da die geistlichen Konzerte in der Regel immer in Kooperation mit einer Kirchengemeinde, einem Kirchenchor und vor allem einem Kantor, der dann auch als ›Gastdirigent‹ das Orchester leitet, stattfinden. Die Rahmenbedingungen sind für das Orchester somit völlig andere als bei Veranstaltungen im Konzertsaal, auch die Inhalte und Intentionen, die ein Laienorchester in einem Kirchenkonzert vermitteln soll, unterscheiden sich deutlich ebenso vom ›normalen‹ Konzertbetrieb wie von anderen eher karitativen Veranstaltungen.

Eine Trennung zwischen rein instrumentalen oder orchesterbegleiteten Gesangsnummern eines Bühnenwerkes ist oftmals nicht möglich, so daß die Gruppe Bühnenwerke (Oper, Operette, Musical) beides enthält. In dieser Sparte dominieren die Opernausschnitte. Operette und Musical sind nicht in breiter Streuung, sondern eher nach musikalischen Intentionen und nach den Möglichkeiten, ›vokale‹ Partner zu finden, bei entsprechend interessierten Orchestern anzutreffen. Dabei kann man nicht tendenziell sagen, Operetten würden am ehesten von Werksorchestern (vgl. Kap. 4.3), Musicals von Jugend- oder Universitätsorchestern bevorzugt. Es sind altersmäßig gemischte und von der sozialen Struktur her völlig unterschiedliche Orchester, die diese Musik öffentlich darbieten.

Die Opernausschnitte orientieren sich eindeutig an den in jedem Spielplan städtischer Opernhäuser ›beliebten‹ Werken. ›Carmen‹ – ›Hänsel und Gretel‹ – ›Zauberflöte‹ –


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