- 101 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (100)Nächste Seite (102) Letzte Seite (246)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

›Freischütz‹ – ›Zar und Zimmermann‹ – ›Cavalleria rusticana‹ stehen hier wie dort hoch in der Gunst. Hier besteht sicher eine Wechselwirkung, da die Instrumentalisten im Laienorchester auch in großer Zahl die Zuhörer im Opernhaus sind. Die ›Frauenlist‹ von Cimarosa, in der Bearbeitung von O. Respighi, das ›Adagietto‹ aus ›Paradise Lost‹ von Penderecki oder die ›Meditation‹ aus ›Thais‹ von Massenet sind dagegen als krasse Ausnahmen anzusehen. Angesichts der Literaturfülle dieses Bereiches finden ausgesprochen wenige von durchaus geeigneten Stücken Beachtung. Allerdings ist zu bedenken, daß die Materialbeschaffung von Opernliteratur für Laienorchester meist äußerst schwierig ist, wenn nicht einzelne Nummern gesondert veröffentlicht worden sind.

Bei den Operettenkonzerten sind fast nur die Komponisten genannt, doch auch hier kann man davon ausgehen, daß es sich um die von Bühne und Fernsehen bekannten und beliebten ›Klassiker‹ dieses Genres handelt. Jeder Leser dürfte mit den Namen J. Strauß, Zelter, Kálmán, Lehar, Lincke, Dostal, Raymond, Suppé, Millöcker, Benatzky, Heuberger und Offenbach – um das die Szene beherrschende Dutzend aufzuzählen – wenigstens ein Werk spontan assoziieren können, und diese Titel werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit zumeist auch in den Programmzetteln verbergen. (In der genannten Reihenfolge z.B. die Titel ›Die Fledermaus‹ – ›Der Vogelhändler‹ – ›Gräfin Mariza‹ – ›Die lustige Witwe‹ – ›Frau Luna‹ – ›Clivia‹ – ›Maske in Blau‹ – ›Die schöne Galathee‹ – ›Der Bettelstudent‹ – ›Im weißen Rössl‹ – ›Der Opernball‹ – ›Orpheus in der Unterwelt‹ u.a.)

Ebenso bieten die gespielten Musicals bzw. Musicalausschnitte für Ausführende und Hörer nichts Unbekanntes für das Ohr, sondern eher Ungewohntes für das Instrumentalspiel. Im Vordergrund stehen nur sechs verschiedene Werke: Loewe ›My Fair Lady‹ – Gershwin ›Porgy and Bess‹ und ›Ein Amerikaner in Paris‹ – Rodgers ›Oklahoma‹ – Bernstein ›West Side Story‹ und ›Candide‹. Aber auch hier erweist sich die Bereitstellung des Spielmaterials oder die Suche nach geeigneten Arrangements als zusätzliche Hemmschwelle bei andererseits wachsendem Interesse der Akteure.

Insgesamt verzeichnen die Chorwerke den stärksten Zuwachs. Das bedeutet, daß verstärkt Laienorchester zur Mitwirkung bei Chorkonzerten herangezogen werden, was vielerorts früher nicht möglich war, da ein umfangreiches Werk entweder für die Chöre selbst nicht ausführbar war oder in Kooperation mit einem Berufsorchester erfolgte. Letzteres geschieht zwar nach wie vor, aber mancher Kirchengemeinde ist dies finanziell mittlerweile nicht mehr möglich. Die Laienorchester werden als kostengünstige Alternative akzeptiert, wenn man davon ausgehen kann, daß sie ein oratorisches Werk von erheblichem Umfang in der ihnen zur Verfügung stehenden Probenzeit bewältigen können. Die Chorwerke umfassen alle Gattungen von Oratorium, Messe, Requiem, Te Deum, Stabat Mater, Psalm, Magnificat und weitere, der katholischen Gottesdienstordnung gemäße, entsprechend betitelte Werke. Die Werkwahl wird hier ebenso wie bei den Kantaten und geistlichen Sologesängen, die keine oder nur geringere Choranteile vorsehen, und damit auch für kleinere Gemeinden ausführbar sind, vom jeweiligen Kantor und nicht vom Orchester getroffen, so daß das Interesse und die Leistungsfähigkeit des Chores im Vordergrund stehen (zur Verteilung, auch prozentual, vgl. die Abb. 4.39 und 4.40).

Es dominieren hier die Chorwerke der Wiener Klassik, vor allem das Oratorium


Erste Seite (i) Vorherige Seite (100)Nächste Seite (102) Letzte Seite (246)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 101 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit