A-Teil verändert wird: ABA'. Angleichung geschieht durch die thematische Verwandtschaft der verschiedenen Formteile miteinander, denen folglich kaum mehr eine gegensätzliche Materialität wesentlich ist. Dadurch fehlt der Da-capo-Form - so Geck - neben dem nicht variierten Wiederholungsprinzip der zweite wesentliche Aspekt: der Kontrast als blockhaftes Gegeneinander. Insgesamt erhält die Form etwas Prozeßhaftes, weshalb Geck in diesem Zusammenhang auch auf Schönbergs entwickelnde Variation hinweist (vgl. Geck 1991, 66). Durch das Prinzip der Entwicklung zeitigt Bachs Musik ein extrem subjektives Moment, weil sie das Vorhandene nicht in seiner Ordnung beläßt, sondern verändert. Veränderung trägt aber ein immanent zeitliches Phänomen in sich, sowie man Zeit als Nacheinander von Ereignissen und fortschreitende Veränderung des Materials begreift (vgl. Hörz 1990, 969). Insofern generiert Bachs Musik eine zeitliche Struktur, die ich hinsichtlich ihrer entwickelnden Variation als linear bezeichnen würde. Letztlich geht Bach also mit dem Da-capo-Schema differenziert um und sprengt die Grenzen seiner Form, um ihm immer wieder neue subjektive Gestalt zu verleihen.

Wie wirken nun Kontrast und Subjektivität der Musik im Rezipienten, der als subjektivierter Mensch zwischen Leiderfahrung und Hoffnung vorzustellen ist? Einerseits korrelieren die subjektiven Strukturen des Materials mit den gesellschaftlichen Vorbedingungen des Subjekts. Normen abstreifend, Traditionen negierend, der Ordnung von Sinn und Regeln mißtrauend, so ist das Selbstverständnis des gedachten Rezipienten, der sich auf seine subjektive Vernunft und Individualität beruft. In Bachs Johannespassion findet er sich in den Brüchen der Musik, ihrer Negation des Objektiven wieder. Die Regelverletzung des Subjektiven, die