- 41 -Kautny, Oliver (Hrsg.): Arvo Pärt - Rezeption und Wirkung seiner Musik 
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vereinigt, die ja als besondere strukturelle Eigenschaft durch Zifferntausch auseinander hervorgehen, während die Zahl 140 nur auf die 14 Bezug nimmt."(Brauneiss 1997, 25)

Helga de la Motte-Haber schreibt in ihrem Aufsatz Struktur als Programm: Äuf der Materialebene der Töne finden keine Innovationen statt. Summa besitzt wie andere Stücke von Arvo Pärt eine strenge algorithmische Struktur, die die Gesamtform bestimmt. Diese Strukturen haben bei den verschiedenen Stücken einen fast programmatisch zu nennenden Charakter. Sie wirken wie Sinnbilder einer übergeordneten Bedeutung. Das Credo in unum Deum, der zu Summa gehörende Text, realisiert das Symbol der Vollendung im Kreis. Diese kreisförmige Struktur, bei der am Ende die anfängliche Tonfolge, nun aber als Fortsetzung, erscheint, betrifft den Verlauf aller vier Stimmen. Würde nicht die stehende Quinte Einhalt gebieten, könnte man das Stück unendlich weiterspielen."(de la Motte-Haber 1996, 16)

4  Pärts Musik und Augustinus' Zeittheorie

Was kann als Eigenheit Pärt'scher Musik in die Zeittheorie Augustinus' aufgenommen werden? Es sind zu nennen:
  • wenige Noten (Dreiklänge, Skalenabschnitte)
  • keine Funktionsharmonik - neue musikalische Gesetze
  • Zahlenmystik
  • Vorrang der Vokalmusik, Rhythmik vom Wort her
  • Kürze der Stücke
  • mehrfache Ausführung
  • vom Kern aus komponiert
  • Zeit - Stille

  •  

4.1  Wenige Noten (Dreiklänge, Skalenabschnitte)

Für Alina kommt mir dieser Forderung am nächsten. Das Stück besteht aus ganz wenigen Noten. Und wenn es gespielt wird, muß man sich auf diese Töne konzentrieren. Es muß sehr viel an Hörgewohnheiten aufgegeben werden, z.B. das Verarbeiten von Motiven, das tiefe Klangereignis. Das Zitat Pärts von der Flucht in die freiwillige Armut paßt hier sehr gut. So wie das Stück nichts weiter als die nackte Klarheit will, so muß man es auch hören. Pärt rekurriert hier - wie auch in all den anderen Stücken - deutlich auf die Gregorianik. Auch ihr musikalisches Material ist begrenzt, geht nicht über einen bestimmten Ambitus hinaus, kennt keine Modulationen und keine Funktionsharmonik, und doch hat sie - hört man sich CD's mit Gregorianik an oder die wenigen gregorianischen Schulen, die es gibt - eine ungeheure Wirkung und Strahlkraft, die man nicht beschreiben kann. Pärt hat das gespürt und in der Gregorianik sein musikalisches Material gefunden.

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