- 40 -Kautny, Oliver (Hrsg.): Arvo Pärt - Rezeption und Wirkung seiner Musik 
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 clean. They are empty; there is room for everything. It is more important than these principles of construction." (zit. n. Brauneiss 1997, 29) Oder mit anderen Worten Arvo Pärts: "Zeit und Zeitlosigkeit hängen zusammen. Augenblick und Ewigkeit kämpfen in uns."(ebd., 29)

3.4  De profundis für Männerchor und Orgel (mit Schlagzeug ad libitum) (1980)

Es handelt sich um eine Psalmvertonung für Männerstimmen (TTBB), Orgel und Schlagzeug ad libitum, die Tonart ist e-moll. Pärts Kompositionsweise sei beispielhaft erläutert: Der erste Vers führt im Baß (B II) in tiefster Lage vom Tonzentrum e zum g in stufenweiser Aufwärtsbewegung. Zur Textstelle "Domine exaudi" führt der Tenor (T I) in Gegenbewegung in hoher Lage in drei Stufen vom g zum e. Die Stimmen schreiten zunächst von Ton zu Ton (in Halben), von Silbe zu Silbe und laufen dabei dem Gravitationszentrum e entgegen (Tenor) bzw. entfernen sich von ihm (Baß). Das ist der Grund, warum z.B. die beiden zweisilbigen Worte "vocem meam" das g aussparen, der Baß auf die Worte fiant aures nach gleichem Prinzip das dreimalige d-e intoniert und bei einem viersilbigen Wort eine aufsteigende Vierton-Linie vom h bis zum e verfolgt. Die T II-Stimme wechselt nun das Prinzip und führt ebenfalls vom Zentrum e weg, jedoch abwärts fallend. Im folgenden kommen mehr Stimmen hinzu, die in wechselnder Besetzung immer aufwärts oder abwärts geführt werden, Skalen bzw. Dreiklänge singen. Mit Einsatz der Dreistimmigkeit kommt ein zusätzliches Tonzentrum hinzu: In Takt 42 führt T II erstmals g als zweiten Zentralton ein, B I in Takt 49 schließlich c als drittes Zentrum. Ab Takt 65 wird Vierstimmigkeit erreicht. Neben einer sparsamen, wirkungsvollen Begleitung durch Schlagwerk ist die Orgeltextur hervorzuheben. Sie geht linear mit dem syllabischen Rhythmus der Vokalstimmen einher und umspielt um eine Viertel versetzt die Dreiklangstöne von e-moll. Sopran und Baßlinie der Orgel haben unterschiedliche Tonzentren. Im Sopran ist h das Zentrum, im Baß e. Interessant ist, daß alle vier Zentraltöne (c, e, g, h) des Stücks ein mediantisches Verhältnis verbindet.

3.5  Summa (1977/1980)

Von Summa gibt es die verschiedensten Versionen. Das Original ist 1977/80 entstanden - für SATB und 6 alte oder neue Instrumente (variabel). Summa ist für seinen Komponisten das ßtrengstgebaute und verschlüsseltste Werk" seit Beginn der Tintinnabuli-Technik im Jahre 1976 (Pärt 1996). Leopold Brauneiss hat es in seinem Aufsatz Die Rationalität des Heiligen Geistes. Analytische Annäherungen an Arvo Pärt auf seine Zahlenkonstellationen untersucht (vgl. Brauneiss 1997). Er hat die bekannten Bach-Zahlen 14 und 41 als Bezugspunkt für die in Summa enthaltenen Zahlen 14, 140 und 141 genommen. Ïns Auge springen zunächst einmal die insgesamt acht (vier zu Beginn und vier am Ende) vierstimmigen 14/4-Takte. Die Viertelsumme ist nicht nur eine Zahl mit symmetrischer Ziffernanordnung, sie vereint auch die beiden Zahlen 14 und 41 zu einer dreistelligen, ein Analogon zur Verschränkung der beiden Zweitaktgruppen zu einer Dreitaktgruppe. Der Grund für die Viertel Differenz mag also darin liegen, daß die Zahl 141 beide Bachzahlen

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